„In meines Vaters Tagebuch steht zum 25. Februar 1879 vermerkt: „Mathias Fischer (genannt Fischers Maathes) am frühen Morgen in seiner Wohnung, Hosenstraße 9 in Trier, erhängt gefunden."
Fischers Maathes - Der Trierer Spassvogel
...So beginnt die in der Trierer Chronik - 17. Jahrgang - Nr. 10 von 1921 gefundene Schilderung des Trierer Karl Schmal, der uns ausführlich über seine Eindrücke vom Fischers Maathes erzählt, die er um das Jahr 1870 als Fünfjähriger im Laufe seiner vielen Besuche beim „Brillfischer“ erleben durfte... und sie endet mit den Worten:
„ ...Weshalb er freiwillig und mit Vorbedacht aus dem Leben schied, weiß ich nicht und konnte es auch nicht von meinen Eltern erfahren. Verbittert war er nicht, das beweist sein Humor und sein gutes Herz für alle seine Mitmenschen und besonders für Kinder. Vielleicht wollte er durch seinen Lebensschluß die Ursache zu seiner letzten Anekdote geben? Wer weiß es?
Ich halte ihn stets in gutem Andeuten und der Zweck dieser Ausführungen soll sein, der heutigen Trierer Generation ein wahrheitsgetreues, wenn auch schwaches Bild von dem Manne zu geben, von dem so oft und so viel beim Schoppen in fröhlicher Gesellschaft erzählt wird. „
Doch wer genau war nun eigentlich dieser Matthias Fischer, der uns als „Maathes“ bekannte Schöpfer des Trierer Witzes und derber Streiche?
Er war ein gutmütiger und gemütlicher Typ, der mit seinen lustigen Streichen, witzigen Späßen und derben Sprüche - oftmals einigen guten Poarz Viez geschuldet - seine Mitmenschen in schweren und schmerzhaften Zeiten abzulenken und zu unterhalten vermag. Er ließ sich selbst hänseln, teilte aber auch gerne aus, so kommentierte er einen Ausflug seines Freundes Pitt Blasius, der zusammen mit seiner Frau nach Landau fuhr mit den Worten:
„Pittchen, laoßst Ihr heit Eiren Drachen fliegen?"
Doch lassen wir unsere Geschichte am Anfang beginnen:
Maathes Kindheit und Jugend
Maathes Fischer wurde am 10.04.1822 als fünfter und jüngstes Kind (noch ein Bruder und 3 Schwestern) des Buchbinders Johann Fischer und dessen Frau Susanne, in einem von Armut und Hungersnöten geplagten Trier geboren. Seit Preußens Machtübernahme im Jahr 1814 wurde Berlin zum Zentrum des Reiches. Trier versank unterdessen - bedingt durch seine geografische Randlage - politisch wie auch wirtschaftlich in der Bedeutungslosigkeit. Damals zählte Trier nur noch rund 9000 Einwohner (+ Kleriker) - das Durchschnittsalter sank auf unter 40 Jahren. Es war eine trostlose Zeit in Maathes Heimat an der Mosel - eine Zeit des Hungers, Ausbeutung, Elends und tödlicher Krankheiten. (Diese harten Lebensbedingungen lieferten auf der einen Seite den Grund für die Auswanderung vieler Moselland-Bewohner Richtung Brasilien und Amerika und führte auf der anderen Seite die zurückgebliebene Bevölkerung geradezu in eine Revolution, die sich vom Südwesten startend, durchs Reich bis nach Berlin ausbreitete (auch in Belgien, Frankreich, Österreich, Ungarn und Italien). – Siehe auch Karl Marx und Ludwig Simon)
Die Familie Fischer blieb ihrer Heimat treu. Maathes besuchte einige Semester das Trierer Jesuiten-Gymnasium (heute Friedrich-Wilhelm-Gymnasium) und begann im Anschluss eine Lehre in der väterlichen Buchbinderei (nebst Schreibwarengeschäft) in der Brotstrasse 26.
Viele seiner Streiche und Schlaumeiereien sind aus seiner frühen Schulzeit überliefert. Auch die neunmalkluge Antwort "Net vill, Herr Lehrer", als dieser ihn fragte wie viel 1x1 sei. Für viel Gelächter sorgte auch ein Dialog mit dem Lehrer, als dieser in fragte: "Maathes, heute hast du mal einen richtig guten Aufsatz geschrieben. Dein Vater hat dir doch sicherlich dabei geholfen?" Maathes: "Naan, hän hat ma net geholf". Der Lehrer: "Ist das auch wahr, was du jetzt gesagt hast?" Maathes: "Jao, et is wirklich waohr, hän haot'n ganz allan gemacht".
Weiterhin ist eine Geschichte aus seiner Kindheit überliefert, als er zum Nikolaustag von seinen Eltern einen schönen Spaziertstock mit verziertem silbernem Griff geschenkt bekam. Nachdem er an einem Sonntag vom Spaziergang zurückgekehrt war, legte Maathes den Stock auf den Tisch als plötzlich sein Vater schrieh: Dunnerkneedel nochemaol, wat haos dau da loah gemach? Dau haos dä schienen silwernen Griff vum Stäcken aofgeschnieden."
Maathes antwortete: "Jao, Vadder, et haot ma och laad gedaohn, awer dä Stäcken waor ma ze lang, un dao haon eich de Knopp aofgeschnieden".
Vater: "Konns dau Schaofskopp dann net ä Stick unnen aofschneiden".
Maathes: "Dau haos gut schwäätzen, Vadder, dä Stäcken waor jao net unnen, dä waor ma owen ze lang."
Maathes und die 1848er Revolution
Da uns Maathes fast ausschließlich als Spaßmacher bekannt ist, ist es umso überraschender, dass er auch politisch durchaus aktiv war. Wie viele andere Trierer Stadtbürger, stellte auch er sich gegen die preußische Diktatur und deren Ausbeutung auf Seite der Revolutionäre.
„Eich maachen alles mit, wenn et nuren gejen de Preißen giet"
(... so ein oft zitiertes, aber unbestätigtes Zitat Fischers Maathes). Im unruhigem Jahr 1848 bildete sich in Trier (mit königlicher Genehmigung) eine Bürgerwehr zur Aufrechthaltung der Stadtordnung. Dieser Bürgerwehr gehörte auch eine Kompanie von Oberschüler (Primaner) des Jesuitengymnasiums an. Maathes pflegte weiterhin guten Kontakt zu seinen ehemaligen Mitschülern und konnte dank derer „ehrenhalber“ in die Primanerkompanie der Bürgerwehr aufgenommen werden und kämpfte Seite an Seite auf den Trierer Barrikaden für die Demokratische Sache.
Maathes galt seiner Zeit als Experte in der Handhabung von Schusswaffen und war auch selbst ein guter Schütze. Aber stadtbekannt wurde sein Missgeschick, als er sich während einer Übung durch Leichtsinnigkeit fast selbst in die Luft sprengte. Diese krachende Aktion, die bei seinen Kameraden für allerhand Gelächter sorgte, ist durch die Erinnerungen eines Zeitgenossen namens Ferdinand Meurin schriftlich überliefert.
Zu jener Zeit (1848/49), als Maathes noch als Zigarrenhändler in der Brotstrasse arbeitete wurde er Mitglied des vorbereitenden Ausschusses des Trierer Demokratischen Vereins und bot sich dort wohl auch zur Wahl an. Aber als stadtbekannter Spaßvogel wurde Maathes nicht ernst genomnen und später auch nicht zur Wahl aufgestellt. Im Ganzen wurde er eher mit kleineren Aufgaben betraut. Doch als die Revolution scheiterte war es ausgerechnet der furchtlose Maathes, der zusammen mit Edgar von Westphalen (dem Schwager Karl Marx‘) belastende politische Dokumente des Demokratischen Vereins und der Gemeinde des Bundes der Kommunisten im Weißhauswald vergrub und so einige Trierer Revolutionäre vor der Strafverfolgung Preußens rettete.
(Die Beteiligung Fischers an dieser Aktion ist durch einen erhaltenen Brief vom 8. Juni 1870 bezeugt in dem Westphalen berichtet, dass er „alle Akten, Manifeste, gut gemeinte Vorschläge etc. der Londoner Junta in ein paare Blechboxen packte, diese in Gegenwart des Zigarrenhändlers Fischer versiegelte und verpetschaftete, als dann nach Weißhäuschen einen Spaziergang machte und sie all dort auf H. von Haw'sTerritorio mit Fischer zusammen vergrub“)
Das Leben nach der gescheiterten Revolution
Nach niedergeschlagener Revolution musste das Leben in Trier weiter gehen. Maathes betrieb noch seinen Zigarrenwarenladen in der Brotstrasse bis ins Jahr 1851 und eröffnete ein Jahr später in der Simeonstrasse einen Spezerei-Laden, in dem er überseeischen Gewürze anbot.
Am 23. April 1852 heiratete er Maria Katharina Meckel (*24.11.1818). Nach dem Tod ihres Vaters im Jahr 1864 übernahm Maathes dessen Kolonialwaren-Geschäft am Breitenstein (Hosenstraße 9 / Ecke Palaststrasse) und verkaufte von nun an überseeische Lebens- und Genussmittel wie Tabak, Schnaps, Reis, Kakao, Kaffee, Gewürze und Tee.
Fischers Matthes, der mit einer kräftigen Statur ausgestattet war, trug fast immer den damals üblichen geblümten Morgenrock mit Hüftkordel. Auf dem Kopf trug ein Käppchen mit Seidenquaste und um den Hals wurde ein Halstuch gebunden- dazu an den Füßen Pantoffeln und im Gesicht einen modischen Schnurrbart.
Auf der Nase trug er meistens eine goldene Brille, weshalb ihn die Kinder (die er sehr gerne hatte und nie ohne leckere Geschenke aus seinem Lädchen gehen ließ – siehe Chronik) auch gerne mal Brill-Fischer nannten.
Maathes war ein starker Raucher und hatte immer seine lange Tabakspfeife bei sich und wollte er mal nicht rauchen, so soll er einer Prise Schnupftabak stets sehr ergeben gewesen sein. Die einzige Lektüre die er wahrscheinlich laß war die „Tant Suß“, die Ihrerseits auf dem Kopfteil der Zeitschrift mit einem „Ziehamriemchen“ (altertümlich für Schnupftabaksdose aus Birkenholz) dargestellt wurde. Zumindest (so der Zeitzeuge) konnte man immer nur diese Lektüre in seinen Räumlichkeiten vorfinden.
Sein Lieblings- und Stammlokal war seit je her die Höll (so genannt nach ihrem feuerroten Innenanstrich), die er vor allem wegen ihres guten Viezes fast täglich besuchte. Sein zweites Stammlokal war das in der Simeonstrasse gelegene Gasthaus "Löwen".
Maathes vor Gericht
War Fischers Maathes "on Tour", dann war was los..., so war es auch als an jenem Tag, als Maathes in der Höll auf richterliche Anweisung eine öffentliche Entschuldigung zu Gunsten des Trierer Oberbürgermeisters abzugeben hatte. Maathes hatte angeblich zuvor den Oberbürgermeister beleidigt und wurde dafür von der Polizeiverwaltung in eine ordentliche Strafe genommen. Maathes hielt sich aber für unschuldig und war noch immer voller Zorn.
Und so geschah es, dass er eines Abends in der gut besuchten Höll – nach einigen Poarz Viez und noch immer einen dicken Sack Wut im Bauch – während eines Gesprächs laut in den Raum maulte:
„Unsen Owerbürjermaaster öß et noch net emaol Wert, dat en erschoß gefft“.
Zur Zeit der preußischen Diktatur waren überall Ohren an den Wänden und dieser Wutausbruch brachte Maathes vor Gericht. Der Richter urteilte und verlangte, dass Maathes die Beleidigung öffentlich an Ort und Stelle, also in der Höll widerrufe.
„Ganz gären“,
erwiderte Maathes und ging noch am selben Abend in sein Stammlokal, das wieder mal bis zum Rand gefüllt war - natürlich hatte sich die Angelegenheit unter den Trierern in Windeseile herumgesprochen und keiner wollte sich das entgehen lassen. In der Höll angekommen trat Maathes hervor und sprach laut und deutlich:
Dir Härren,
eich haon neilich gesaot, unsen Owerbürjermaaster wär et net wert, dat ähn erschoß geft.
Dat öß net waohr. Unsen Owerbürjermaaster öß et doch wert dat ähn erschoß geft, un su rascher – su besser.
Was zu großem und lang anhaltendem Gelächter in der Höll führte und durch Weitererzählungen bis in unsere heutige Zeit überliefert wurde.
Maathes schien seiner Zeit häufiger mit der stockärschernen preußischen Obrigkeit in Konfilkt geraten zu sein und so ist uns eine weitere witzige Geschichte überliefert, als er erneut wegen Beamtenbeleidigung vorm Richter stand. Als sich die große Tür des Gerichtssaales schloss und die Verhandlung begann, verlief der Dialog zwischen Richter und Maathes ungefähr so:
Richter: „wie heißen Sie?“
Maathes: „Matthias Fischer“
Richter: „Geboren?“
Maathes: „Wie D‘r sieht, jao“
Richter: „Unterlassen Sie diese dummen Bemerkungen wann sind sie geboren?“
Maathes: „Am 10. April 1822“
Richter: „Sind Sie verheiratet“
Maathes: „Ja, sugaor schwer“
Richter: „Mit wem?“
Maathes: „Mit meiner Fraa“
Richter: „Dummes Zeug, kann man denn anders verheiratet sein als mit einer Frau?“
Maathes: „Jao, eich haon en Schwester die öß met’m Mannskärel verheiraot“
Richter: „Sie sind wegen Beamtenbeleidigung angeklagt, erzählen Sie uns kurz den Hergang der Sache“
Maathes: „Herr Gerichtshof, dat waor su: eich giehn aowends vun d‘r Porta off d‘n Hauptmarkt um e‘n paar „aonständisch“Liedcher zu singen. Doa kömmt auf aamaol dä Naochtwächter off meich zugerannt, und wie e‘n meich su umzöngelt haot sät ähn: „Natürlich wieder der Matthias Fischer. Wenn in Trier nur solche Kaliber wohnen würden, dann müsste jeder Trierer einen eigenen Nachtwächter haben“.
Dao han eich m‘r gedenkt, waort ab Freindchen, dau säs net noch emaol Kaliber zu m‘r. Un wie ähn meich dann offgeschrieben haot, haon eich zu‘m gesaot: „Saot aamaol Herr Obernachtwächter, darf ma ajentlich zu nem Naochtwächter Esel saon?"
Dao sät ähn: „ich verbiete mir ganz entschieden, dass sie solche beleidigenden Fragen an mich richten. Wollen Sie etwa wegen Beamtenbeleidigung verklagt werden?“
Dao haon eich gesaot: „Naan, das öß net onbedingt niedig, awer darf m‘r dann zu nem Eseln Naochtwächter saon?"
Dao saot ähn: „Das geht mich nichts an“.
Dao haon eich nur gesaot: „Gude Naocht Herr Naochtwächter“,
"unn dat", so der Maathes "öß kaan Beamtenbeleidung mieh".
So sehr sich der Nachtwächter auch darüber ärgerte, so musste doch der Richter den Maathes freisprechen.
Maathes und der Pastor
Neben Nachtwächter und Gericht wurde aber auch der Pastor gelegentlich Opfer kleiner Fischer'schen Schalkheiten, wie uns die folgende Begebenheit erzählt.
Nun muss man zuvor wissen, dass Maathes es nicht immer so genau mit der Wahrheit nahm und da kam es durchaus mal vor, dass er auch bei der geistlichen Obrigkeit keine Ausnahmen machte.
Und kurz nachdem Maathes den Trierer Pastor zum wiederholten Male schwer belogen hatte, kam ihm dieser auf der Straße entgegen. Der Pastor hielt den Maathes an und fragte, wie er dazu komme würde, ihn so zu belügen. Das wäre jetzt schon das dritte oder vierte Mal, dass er ihm die Unwahrheit gesagt habe. Maathes versuchte sich rauszureden und meinte, seine Mutter habe immer gesagt: „En gut Lieg‘ schoad neist.“
Der Pastor lies aber diese Entschuldigung nicht gelten und machte Maathes Vorhaltungen, dass er es künftig mit der Wahrheit genauer zu nehmen habe. Dann meinte er so ganz nebenbei: wenn der Maathes alle Leute so oft anlüge, wie er es bei ihm schon getan habe, so bekäme er im Laufe des Jahres ein ordentliches Bündel für seine Osterbeichte zusammen. Da meinte der Maathes, er könne dem Herrn Pastor ganz genau sagen wie viele das im Laufe eines Jahres wären, denn er lege bei den dicksten Lügen jedes Mal eine Kartoffel in seinem Keller auf einen gesonderten Haufen. Die zähle er vor der Osterbeichte und dann könne er die Zahl ganz genau angeben.
Als der Herr Pastor nun erwiderte, den Haufen "Lügen-Kartoffeln" möchte er doch gerne einmal sehen, meinte der Maathes entgegenkommend:
"däh Gefallen kann eich euch gern duhn"
Am Nachmittag stand der Herr Pastor am Fenster seines Studierzimmers, als ein Fuhrmann mit einem Wagen voll Kartoffel angefahren kam und direkt auf das Pfarrhaus zuhielt. Der Fuhrmann winkte dem Herrn Pastor das Fenster zu öffnen und rief im zu:
„E schiene Gruß vum Fischers Maathes, e saot ihr wösst schunst Beschaad.
Awer seid su gut un loasst mar de Keller off maachen, damit eich aoflaoden kann - Denn eich muss noch emaol faohren“.
Kurze Zeit später hatte sich dieses Vorkommnis schon in Trier herumgesprochen und sorgte mal wieder für allerhand Gelächter und Gesprächsstoff. Durch eine Vielzahl solcher schlagfertigen, derben und lustigen Schalkheiten wurde Fischers Maathes schließlich stadtbekannt. Oft waren seine witzigen Taten abendfüllende Themen ganzer Stammrunden und Gesellschaften. Er liebte es auszuteilen und konnte aber auch einiges einstecken. Er ließ sich hänseln und teilte (manchmal auch „saugrob“) aus.
Neben all seinem täglichen Tun war Fischers Maathes auch langjähriges Mitglied der Trierer Karnevalsgesellschaft Heuschreck. Dort trat er häufig als Witzemacher in Sitzungen auf und gab mit seinen Mundart-Büttenreden einige köstliche Anekdote zum Besten.
Am 20. Juli 1870, sollte sich Maathes Leben drastisch ändern. Kaum 20 Jahre nach ihrer Hochzeit starb seine Frau Katharina im Alter von nur 51 Jahren. Wahrscheinlich - hier sind die Quellen unklar - wohnten sie bis zu ihrem Tode noch nicht am Breitenstein und Maathes zog erst während seiner Trauerzeit in die Hosenstrasse.
Um uns einen besseren Eindruck darüber zu verschaffen, wie Matthes seiner Zeit um 1870 als Witwer am Breitenstein lebte und wie sein Lädschen eingerichtet war hilft uns folgend ein Auszug aus dem bereits erwähnten Zeitzeugenbericht des Herrn Schmal:
„...Das genannte Haus ist mein Geburtshaus. Es befand sich Ecke Hosen- und Palaststrasse und stellte eines der in Trier bekannten Giebelhäuser dar, wie man sie dort noch vielfach findet. Mit der Front und seinem vorspringenden mit Balken unterstützten Oberbau war es nach dem Rothschildschen Hause gerichtet. Unten befand sich das Kolonialwarengeschäft von Fischers Maathes. Außer ihm wohnten noch meine Eltern ganz allein im ersten Stockwerk dieses Hauses. Neben dem Geschäft bewohnte Maathes noch ein Zimmer, welches er, da er Junggeselle war, zu allem benutzte, als Wohnzimmer, Küche und Schlafzimmer. Sein Bett stand allerdings, wie dasdamals vielfach üblich war, in einer an der Seitenwand angebrachten Nische, die durch einen Vorhang abgeschlossen werden konnte. Soweit ich mich erinnern kann - ich war damals 5 Jahre alt - stand außerdem in dem Zimmer ein Sofa mit davorstehendem rundem Tisch. Darauf ein Tabakskasten. An der Wand hingen mehrere langen Pfeifen. Maathes war nämlich ein sehr starker Raucher und hatte fast stets die lange Pfeife zu Hause in Brand. Als Zeitungsblatt lag stets die sogenannte „Tant Suß" auf dem Tisch, deren eifriger Leser er war. Diese „Tant Suß" war auch im Kopfteil der Zeitung abgebildet mit der Schnupftabaksdose in der Hand, einem sogenannten Ziehamriemchen. Dieses Bildchen übte damals auf mich stets einen besonderen Reiz aus,
weshalb ich auch stets, wenn ich im Maathes sein Zimmer kam, in diesen Zeitungen herumkramte. Zwei Türen befanden sich in diesem Zimmer, deren oberer Teil mit je 4 Glasscheiben versehen war und davor sich Gardinen befanden. Die eine Türe führte zum Hofe, während die andere zum Laden führte. Die Gerüche von Petroleum, Branntwein, rohem und gebranntem Kaffee erfüllten das ganze Haus, Der Eingang zum Laden befand sich an der sogenannten Giebelseite und führte 2 Tritte herauf. An dieser Seite war ein Ladenfenster, während sich die 3 übrigen Ladenfenster an der Längsseite der Hosenstraße befanden. In dem ersten Fenster standen in 3 Reihen Flaschen mit Schildchen darauf; vor allen Dingen Nordhäuser, Trester und Korn. Die anderen Fenster hatten unter anderem vornehmlich als Ausstattung blaue Zuckerhüte, während in dem Fenster neben der Ladentüre sich Kleinkram in der Auslage befand. Tiefes letzteres Fenster war ein an der Außenseile des Hauses vorspringendes Schrankfenster, ungefähr 1 Meter vom Boden ab beginnend. Im Laden selbst standen an der Längsseite die Kaffeesäcke und die Säcke mit Hülsenfrüchten mit schön aufgerollten Sackwulsten und eingesteckten Blechschaufeln. Jedenfalls herrschte in seinem Krämchen eine recht schöne Ordnung.“
Kathrins Tod setze dem Maathes sehr zu. Wie Zeitgenossen berichteten, vereinsamte er zuhause und wandte sich vermehrt dem Viez zu. Die Besuche in seinen Stammlokalen Höll und Löwen mehrten sich wie auch die Anzahl seiner getrunkenen Poarze Trierer Viezes.
Fischers Maathes ́ letzte Anekdote?
Anfang Februar 1879 klopfte Maathes einen großen Nagel über der Türe im inneren seines Ladengeschäfts um dort angeblich ein Brett zum Zigarrentrocknen anzubringen. Etwa 14 Tage später sollte dieser Nagel zu seiner trauriger wahren Bestimmung finden.
Am Abend des 24. Februar 1879 – seinem Namenstag - kehrte Matthias Fischer aus der Höll zurück zu seinem Geschäft, befestigte an der Ladentür ein Schild mit der Aufschrift „Wegen Sterbefall geschlossen“, zündete im Innenraum zwei Kerzen an, stieg auf einen Stuhl, befestigte einen Strick an dem erwähnten Nagel und erhängte sich über der Ladentür seines Geschäfts. Am nächsten Morgen, in aller Frühe wurde sein Leichnam entdeckt.
Warum er sich das Leben nahm, bleibt uns bis heute ein Rätsel - er hinterließ keinen Abschiedsbrief. Wollte er durch seinen Lebensabschluss die letzte Anekdote geben? Denn wie man erzählt, habe er sich tags zuvor in der Höll geäußert, er wolle den Trierern jetzt das beste Späßchen liefern - über das die ganze Stadt lachen werde. Oder verlief sein Abschied aus dem Leben doch ganz anders ab? Wie der Zeitzeuge nämlich auch berichtet ging er ab eines abends nicht mehr von der Höll alleine nach hause. Was war der Grund dafür? Wurde er vielleicht bedroht? Vielleicht gibt uns auch hier die Ausführung des schon oft erwähnten Zeitzeugens etwas mehr Aufschluss:
"...Wie mein Vater uns später erzählte, hat Fischers Maathes den letzten Tagen, bevor er sich den Strick um den Hals legte,meinen Vater auffallenderweise immer abends in der sogenannten „Höll" bei Graachers aufgesucht. Das ist die heutige Breilsche Weinwirtschaft, welche damals auch noch ein charakteristisches altes Giebelhaus war und ihren Namen daher hatte, weil sie früher in ihrem Innern einen feuerroten Anstrich hatte; dort bekam man einen guten Viez, den Fischers Maathes auch sehr gern trank. Auch uns Kindern war er in diesen Tagen besonders freigebig gesinnt. Das beste und teuerste Zuckerzeug, was er stets unter Verschluss hatte, verteilte er unter uns. In den vorhin erwähnten Tagen wartete er stets bis mein Vater mit ihm nach Hause ging; er schlossdann die Haustüre, die sich an der Längsseite des Hauses nach der Hosenstraßezu befand, ab und begab sich vom Haustür aus in sein Zimmer.Hierbei ist noch zu erwähnen, dass Maathes einige Zeit vorher über dieser Türe im Innern des Zimmers einen großen Nagel einklopfte, da dieTüre gerade offenstand, fragte mein Vater, der gerade vorbeikam, wozu erdenn den Nagel einklopfe? Maathes antwortete ihm: «Ich will ein Brettchen dort befestigen, um Zigarren zu trocknen". Etwa 14 Tage nachherwar das Unglück geschehen.
Am Abend des 24. Februar 1879, nachdem Fischers Maathes wieder meinen Vater in der oben geschilderten Weise in der „Hölle" aufgesucht,ihn auch nach Hause begleitet und die Türe abgeschlossen hatte, hörte meinVater, der schon zu Bett lag, nach einiger Zeit, dass unten beim Maathesein Stuhl umgefallen war; noch ein dumpfes Bumsen an der Türe, undalles war ruhig. Am andern Morgen in der Frühe wollte meine Mutterdie Aschenschublade im Hofe ausleeren, zu welchem Zwecke sie am Maathesseiner Wohnzimmertüre vorbei musste Da erblickte sie durch die Glasfensterder Fischerschen Türe, an welcher sich die Gardinen verschoben hatten, dassein Mensch dort hing.
...Weshalb er freiwillig und mit Vorbedacht aus dem Leben schied, weiß ich nicht und konnte es auch nicht von meinen Eltern erfahren. Verbittert war er nicht,das beweist sein Humor und sein gutes Herz für alle seine Mitmenschen und besonders für Kinder. Vielleicht wollte er durch seinen Lebensschluß die Ursache zu seiner letzten Anekdote geben? Wer weiß es?"
Die wahren Beweggründe seines Abschieds werden uns wohl immer ein Rätsel bleiben.
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... Zum Nachlesen (Die original Ausschnitte aus der Trierer Chronik)
Maathes wurde nur 56 Jahre alt und sein Vater überlebte ihn um genau 3 Jahre (gestorben am 25.02.1882 im Alter von 93 Jahren). Seine Beerdigung erfolgte in kleinstem Kreise und ohne kirchlichen Segen, so wie es bei Selbstmördern damals üblich war. Die genaue Lage des Grabes ist heute nicht mehr bekannt. Matthias Fischers Nachlass wurde nach seinem Tod öffentlich versteigert. Das Haus in der Hosenstrasse - in dem sich sein Geschäft befand - existiert seit 1898 nicht mehr.
Dank der Stiftung des Heuschreckbrunnen in der Nagelstrasse, der 1977 von der Karnevalsgesellschaft Heuschreck beauftragt wurde, hatte der Bildhauer Willi Hahn fünf Trierer Original, nämlich Fischers Maathes, Krons Ton (Gastwirt der Kneipe "Onkel Ton"), dem Wichshänschen Johann Leidner und den beiden literarischen Figuren der Claire Prem „Koorscht und Kneisjen“, auf dem neu erbauten Brunnen als Figuren verewigt.
Und jeder der nach Trier kommt und unsere schöne Stadt besucht, sollte mindestens einen guten Witz oder lustige Anekdote vom Fischers Maathes gehört haben.
Doch soll an dieser Stelle auch erwähnt werden, dass nicht alle Witze, die im Laufe der Zeit dem Fischers Maathes zugesprochen wurden, auch tatsächlich von ihm stammten. Und darum möchte ich zum Abschluss unserer Erzählung eine Auswahl an Witzen vorstellen, die laut Verfasser des Buches "Ebbes fier ze laachen" durch einen Zeitgenossen und Bekannten des Maathes überliefert wurden.
Viel Spaß beim schmunzeln...
Maathes Schulzeit
Lehrer: Maathes, ist es richtig, wenn ich sage: Der Apfel, den du in deiner Hand hältst ist gestielt?
Maathes: Nä, Herr Lehrer.
Lehrer: Nun, wie muss es denn heißen?
Maathes: Gestohlen, Herr Lehrer.
Lehrer: Pfui, Maathes, schämst du dich nicht, so in die Schule zu kommen. Sieh doch nur was du für schmutzige Hände hast.
Maathes: O, dat öß noch gaorneist, da müsst da erscht emaol mei Fieß siehn.
Schulrat: Maathes, wie groß ist ungefähr ein Rhinozeros?
Maathes: O, fast su gruß wie eich.
Schulrat: Wie kommst du denn zu einer solchen Antwort?
Maathes: Jao, dän Herr Lehrer sät immer zu ma, e grißer Rhinozeros wie eich gäf et off der ganzen Welt net.
Lehrer: Maathes, wieviel von den 9 Rechenaufgaben hast Du denn schon fertig?
Maathes: Wenn eich die hei wei fertig haon, un noch drei dabei, dann sein et schun veer.
Vater: Hör mal Maathes, dat Aamaolaans haot dar doch in da Schul scho dorchgemach?
Maathes: Jao, Vadder.
Vater: Da sao ma maol, wievill öß zwei maol zwei?
Maathes: Vadder, ma haon erscht dat aanmaolaans gehaott, dat zweimalzwei noch net.
Lehrer: Maathes, was hast Du denn für einen Flecken im Gesicht, den habe ich ja noch nie gesehen?
Maathes: Dat is a Muddermaol.
Lehrer: Wie ist es denn möglich, dass ich es noch nie gesehen habe?
Maathes: Jao, Herr Lehrer, eich haon et uch erscht seit gestern, wie eich meiner Mamm e Stick Pannekuchen vom Disch gestriezt haon.
Lehrer: Pass mal gut auf, Maathes. Wenn ich hier auf den Tisch 13 Eier lege, und du legst noch 16 dazu, wieviel Eier hast Du dann?
Maathes: Herr Lehrer, eich kann kaan Aier läjen.
In der Schule wird das Thema Hund behandelt. Der Lehrer: Ich mache euch nochmals darauf aufmerksam, dass es sehr gesundheitsschädlich ist, wenn man sich von Hunden belecken lässt. Es gibt sogar Leute, die den Hunde küssen, das kann die schlimmsten Folgen haben.
Maathes: Jao, Här Lehrer, eich haon än Tant, die kösst och emmer hiren Hund.
Lehrer: Das sage ich euch: Wenn jemand seinen Hund küsst, dann kann das sein Tod sein.
Maathes: Jao, Härr Lehrer, dat stimmt. Meiner Tant hihren Hund öß uch ingang.
Maathes, Kathrin & Klaos
Maathes war in Mertesdorf auf einer Hochzeit eingeladen. Am folgenden Tag begegnete ihm Klaos: Unn Matthes, wie waor et off da Hochzeit?
Maathes: Dat will eich da saon. Wenn de Supp su warm gewes wär wie die Wein, un de Wein su aal wie de Gäns, un de Gänz su fett wie de Braut, da wär et ganz schien gewes.
Maathes und Klaos standen vor dem Fenster der Buchhandlung Lintz in der Brotstrasse, in dem Gemälde bekannter Persönlichkeiten ausgestellt waren. Klaos: Maathes, wellst Dein Fraa net och amaol maole lassen?
Maathes: Worom da, Klaos? Ma soll dän Deiwel nie aon de Wand maolen.
Als Maathes mal wieder ob des starken Alkoholgenusses sehr anlehnungsbedürftig war, ging er einen Stunde lang, immer an der Wand entlang um den Marktbrunnen herum. Auf einmal seufzte er: "Dunnerkneedel nochemaol, die Straoss hei krieht jao gaor kaan End."
Ein fremder Kaufmann unterhielt sich im Wirthaus eine lange Zeit mit Maathes über Geschäft usw. Er sagte schließlich: Hören sie mal Herr Fischer, sie imponieren mir! Sie sind nicht so dumm, sie Sie aussehen.
Darauf der Maathes: Dat öß ma lief, dat se ma dat saon, da siehn se och dän unnerschied zwischen uns Zweien.
Ein Geschäftsreisender, der den Maathes immer in seinem Geschäft besuchte, hatte die Gewohnheit, stets mehr Ware zu schicken, als Maathes bestellt hatte. Eines Tages kam nun ein anderer Reisender für diese Firma und erzählte, dass sein Kollege verhindert sei, da seine Frau Zwillinge bekommen hätte, worüber der nicht gerade sehr erfreut sei.
Maathes: Dat schoad demm neist. Dao siet än och emaol wie et is, wenn ma aan Stück bestellt un ma krieht zwei.
Maathes zum Wirt einer kleinen Weinkneipe an der Obermosel: Dir haot meich net richtig verstaahn. Eich wollt e Glas Wein un a Glas Waasser.
Wirt: Haot mei Jong et Wasser vergääß?
Maathes: Naan, awer eich wollt dat Glas Waaser extra haon.
Kathrin: Maathes, allwei sei ma erscht 3 Wochen verheiraot. Un als dau heit mojän hemm kamst, haot den Haohne schun gekräht. Eich hoffen, dat dat net mieh vierkömmt.
Maathes: Bestömmt net mieh, eich driehn dem Haohnen heit schun den Hals eromm.
Die Kathrin hatte sich bei einer Auseinandersetzung mit dem Maathes so aufgeregt, dass sie plötzlich die Sprache verlor. Durch Handzeichen zeigte sie ihm an, dass er sofort den Arzt holen solle.
Maathes zum Arzt: Här Doktor, mein Fraa haot off aamoul de Sprach verlor.
Der Arzt: Ich komme sofort.
Maathes: Su sehr pressiert et net, iwermojen öß et och noch frieh genuch. Dann haon eich emaol zwei Daach maan Ruh.
Im Streit schlug ein Herr dem Maathes die Brille vom Gesicht. Maathes: Dat lao hätt da ma fier zwei Jaohren nit biete können.
Der auf Maathes zuschreitende Herr: Weshalb nicht?
Maathes: Doamaols haon eich noch kaan Bröll getraon.
Maathes beim Abendessen: Dä Goulasch lao öß ganz verpäffert, dä kann eich net ääßen.
Kathrin: Daodurch schmeckt hennerher doch de Viez oder et Bier besser, wells dau dann heit net en de Kneip giehn?
Maathes: Dä Goulasch öß heit su gut wie noch nie.
Maathes zur Kathrin, als die klagte, sie sei krank: Dir fehlt neist als Ruh.
Kathrin: Su, dann guck da emaol mein Zong aon.
Maathes: Der och
Klaos: Maathes, dein Schwester öß noch emmer e schien un nett Mädchi. Wie alt maog sei wei sinn?
Maathes: Sei maog gär 24 sinn, aber sein duhtse 36.
Klaos: Eich lesen immer en da Zeitung „Meteorologie“, sao Matthes wat is dat ajentlich?
Matthes: Meteorologie? Dat kann eich da saon. Dat is, wenn ma sät, morjen gefft et schien Weeder, on et gefft dann dicken Räjen.
Kathrin: Maathes is dat wörklich waor, wat in der Geschicht hei stieht, dat de Gänz dat Kapitol in Rom gerett‘ haon dorch ihr Geschnatter?
Maathes: Jao, dat is waor. Wenn dau damals in Rom geleeft hätts, dann hätts dau dat ganz aalan fertig gebrung.
Klaos: Maathes, wu haos dau dann dat blau Aaw her?
Maathes: Dat öß vom Boxen.
Klaos: Seit wann boxt dau dann?
Maathes: Eich net, awer mein Fraa.
Bekannter, der den Matthes nach langer Zeit wieder einmal sieht: Böß de glöcklich, Maathes?
Maathes: Naan, verheiraot.
Maathes: Eich muß heit aowend frieh haam giehn, mein Frau haot de Kopp gerösselt, wie eich gestern su spiet haam sein komm.
Toni: Nuren de Kopp gerösselt?
Maathes: Jao, awer mei Kopp.
Ein Bekannter aus Heiligkreuz klagte dem Maathes, dass seine Kuh nicht kalben wolle. Er schlafe schon seit einigen Nächten immer im Stall, um im Notfalle gleich zu Hand zu sein.
Da meinet der Maathes: Dat öß kaa Wunner, wenn de Kuh deich loah leien sieht, da maant se immer , sei hätt schon gekalwt.
Maathes geriet mit seiner Frau einmal in einen heftigen Streit.
Er rief: Haal die Maul, dau waaßt jao gaorneist.
Frau: Eich waaß wat eich waaß.
Maathes: Gaorneist waaßte, un dat waaßte noch von mir.
Klaos: Maathes, warum böß dau dann heit su fruh?
Maathes: Mein Kathrin öß gestern 50 Jaohr gewen.
Klaos: Dafier?
Maathes: Jaoh, weil eich denken, dat eich jetzt dat schlimmste henna ma haon.
Maathes beim Hutmacher: Eich will dän Hut umtauschen, dän mein Fraa gestern hei kaaf haot.
Hutmacher: Den Hut? Das geht nicht.
Maathes: Dir könnt ma glawen, eich dieht och liewer mein Fraa omtauschen.
Kathrin, als Maathes wieder mal schwer benebelt nach Hause kam: Sugaor die Tier wössen doch wann se genug getronk haon.
Maathes: Wenn eich Waaser trenken, dann waaß eich et och.
Eines Tages kam Maathes mit zwei Torten über die Straße. Da begegnete er seinem Freund Klaos.
Klaos: Oho, Maathes. Zwei Torten of aamaol, eich haon deich noch net als Feinschmecker kannt.
Maathes: Eich sein och kaanen, mein Jong. Die zwei Taorten sein net fier meich. Eich muss da dat emaol verzeehlen. Vor a paor Daach sein eich met meiner Schwiegermamm an na Bäckerrei längs komm, un wie sei die schien Taorten im Fenster gesiehn haot, dao sät se: „Eich gäf die Hälft vu meinem Leewen dromm, fier aanen von dännen Taorten ääßen zu können.
On wei begreifsde och warum eich glach zwei kaaf haon.
Kathrin: Maathes, hei stieht en da Zeidong: Oppositionspartei, Wat is dat?
Maathes: Dat kann eich da verexplezieren. Dat is im Abgeordnetenhaus graod dat selwig, wat dau hei im Haus bis.
Maathes hat mal wieder Pech mit seinem Gaul. Der war sehr krank, er fraß und trank nicht mehr. Maathes ging tiefbetrübt zu Viehdoktor. Der verschrieb ein starkes Pulver, das Maathes mittels eines Blasrohrs von der Kehrseite aus dem kranken Pferde einblasen sollte. Am Abend wird der Viehdoktor zu dem Pferde und dem Maathes gerufen. Er finden das Pferd noch kränker, den Matthes aber auf einer Bank liegen, das Gesicht und die Augen geschwollen und über und über gerötet. Auf seine mitleidige Frage, was denn passiert wäre, brummt Matthes:
Här Doktor, dat Pärd – dat Pärd haot zuerscht geblaos.
Kathrin: Dir Männer haot et vill besser, eich wönscht ma, eich wär och als Maan ob de Welt kumm.
Maathes: Dat wär och fier meich besser gewes.
Maathes bekam in einer Wirtschaft ein ganz zähes Beefsteak, das er kaum kauen konnte.
Maathes: Dunnerknedel nochemaol, Här Weert, dat Steak hei öß ganz bestimmt vonem ganz aalen Ochs, dat kann jao kaa Mensch frääßen.
Wirt: Nun dann müssen sie sich beim Ochsen beschweren.
Maathes: Dat haon eich jao alleweil graod gedaohn.
Maathes musste in einem kleinen Gasthaus in der Eifel übernachten. Morgens kam er ganz aufgeregt zum Wirt und sagte:
De ganz Naocht haon eich off ar duder Wanz geläjen.
Wirt: Wat haot Euch dann die Wanz gesteert, wenn so doch dud waor?
Maathes: Jao, die dud Wanz haot meich net gesteert, awer die dausend Anneren, die off de Beerdigung gkumm sinn.
Matthes ging zur Beichte. Als der Geistliche sein Ohr an das Gitter legte, begann Maathes seine Beichte: Dau neistnotzige Kärel, dän dau böß. Dau Spitzbuw, Dau Galgenvurel, Dau Lijemaul, Dau raosigen Deiweil.
Der Geistliche zog erschrocken seinen Kopf von dem Gitter zurück und besieht sich den Maathes in der Meinung, einen Irrsinnigen vor sich zu haben. Maathes aber sprach ruhig weiter: Dau Faudeler, Dau ausgewachsenen Hornochs, Dau Keilkopp, Dau grußen Esel dän dau bis. Eich wollt dau lusigen Biwack diehts an meinem Bierenbaam hänken, dat de et Laad hätts.
Endlich machte der Maathes eine kleine Pause, sah sich den erschrockenen Pater an und sagte dann tief atmend: Dat laoh waren su mein gewiehnlich Ausdrück, die eich gebrauchen, wenn eich bies iwer aanen sinn. On die will eich heit beichten.
Unsere Maathes-Kollektion im Online-Shop
Quellenangabe:
Abb. 1, 4: eigene Fotoaufnahmen, 2019
Abb. 2: überarbeitete Darstellung - Original im Archiv des Standesamt Trier
Abb. 2b, 3, 5, 6, 7, 11b, 16, 17, 18: © Stadtarchiv Trier / Stadtbibliothek Trier
Abb. 12, 13, 14: Trierische Chronik - Jahrgang XVII - Ausgabe Nr. 10 - S. 157–159, 1921 von Prof. Dr. Kentenich und Dr. Lager / Verfasser: Karl Schmal "Etwas vom Fischers Maathes" / Verlag: Jakob Linz Trier, 1921
Abb.15: Diese Datei ist lizenziert unter der Creative-Commons-Lizenz „Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 international“ - https://de.m.wikipedia.org/wiki/Datei:Trier_Heuschreckbrunnen_Fischers_Maathes.jpg / Urheber: palauenc05 (https://commons.wikimedia.org/wiki/User:Palauenc05)
Abb. 8, 9: gemeinfreie Bilddatei*
Abb. 10: überarbeitete Darstellung - Original im Archiv des Standesamt Trier
Abb. 11: Stadtarchiv Trier / Stadtbibliothek (Auszug aus der Trierer Landeszeitung, 1879)
Literatur-Quellen:
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