Seit fast 1100 Jahren steht nun das Trierer Marktkreuz im mittelalterlichem Zentrum unserer Stadt. Seit jener Zeit umgeben von Mensch und Tier, wird sich der ein oder andere wohl gefragt haben was für eine Geschichten es mit diesem Kreuz auf der schlanken Granitsäule inmitten unseres Hauptmarktes auf sich hat. Dem seltsamen Kreuz, das offenbar aus einer sehr alten Zeit stammt.
Mittelalterliches Marktkreuz
Dank Erzbischof Heinrich entwickelte sich im Mittelalter der Trierer Hauptmarkt zum Haupthandelsplatz der Region und wurde durch seine günstige Lage an der Gabelung der großen Fernhandelsstraßen nach Metz und Köln zu einem der größten Umschlagsplätze an der Mosel.
Doch schauen wir uns das Trierer Marktkreuz noch etwas genauer an.
Es handelt sich um ein dreiteiliges freistehendes Monument mit einer Höhe von 5,22 Meter und steht auf einem dreistufigen Sockel aus rotem Sandstein. Der etwa 3,25m hohe spätantike Säulenschaft ist älter als das aufgesetzte Kreuz und stammt noch aus dem 4. Jahrhundert. Es besteht aus hessischem Granit, der sich nach oben etwas verjüngt (Glaubt man den Legenden, so stammt die Säule von einer heidnischen Venusstatur die der Trierer Bischof Eucharius einst im Zorn gegen das Heidentum umstürzte).
Der Fuß der Säule ist in den Sockel wie in eine Hülse eingesetzt. Das Kapitell und der obere Standsockel des Kreuzes wurden aus einem hellen Sandsteinblock gehauen. Das Kapitell ist vollständig mit einem Blattfries aus wechselnden neunteiligen Palmetten und fünfteiligen Lotosblüten in flachem Relief verziert.
Das Kreuz selbst besteht aus einem Kalksteinblock.
Das komplette Marktkreuz ist somit vom Sockel an aus vier verschiedenen Gesteinsarten zusammengesetzt.
Die Westseite (Richtung Steipe) stellt das Lamm Gottes mit Kreuzstab und Siegesbanner dar.
Auf der Ostseite (Richtung Dom) erkennt man eine Inschrift zur Errichtung und einen Renovierungshinweis aus dem Jahr 1724.
Die Nordseite (Richtung Porta Nigra) trägt ein spätgotisches St. Petrus-Relief mit Schlüssel und Nimbus.
An der Südseite (Richtung Gangolfkirche) war früher eine Sonnenuhr angebracht. Heute erkennen wir davon nur noch das Loch des schattenwerfenden Stabes.
Bei den oben erwähnten Renovierungsarbeiten aus dem Jahr 1724 wurde die Säule weiß bemalt und das Kreuz mit schwarzer Farbe angestrichen. Die Inschrift des Kreuzes wurde vergoldet.
Seit 1970 befinden sich das Kapitell, die Deckplatte, der Kreuzstandsockel und das Kreuz sicher im Museum Simeonsstift. Was wir heute auf dem Marktplatz bewundern dürfen ist eine Kombination aus dem originalem Säulensockel, dem originalen Säulenschaft und den exakten Kopien der o.g. gesicherten Teile.
Gehen wir zum Abschluss noch einmal auf die lateinische Inschrift auf dem Kreuz ein.
OB MEMORIAM SIGNORUM S. CRUCIS QUE CAELITUS SUPER OMNES VENERANT…
(Zum Andenken an die Kreuzzeichen, die vom Himmel auf die Menschheit herabgefallen waren…)
Doch was soll damals in Trier passiert sein? Mehr Aufschluss erhalten wir aus der Kreuzzeichensage:
Es war die Zeit als Hunnenscharen plündernd und mordend durch Deutschland ritten und Schrecken und Elend hinterließen. Doch die Trierer Bürger lebten sorglos, schwelgten beim Wein und ergaben sich allen Vergnügungen. Ein Mann allerdings sorgte sich und erhielt im Schlaf ein Zeichen Gottes, das vom Markusberg kommend Unheil komme und Trier ins Verderben stürze. Nach Erwachen lief der Mann ängstlich zum Bischof und bat um eiligste Entsendung eines Heeres. Er beschrieb dem Bischof seinen Traum, dass er vom Markusberg ein schwarzes Ungeheuer habe kommen gesehen, das Schrecken und Verderben über unsere Stadt bringen wird. Doch der Bischof schenkte ihm keinen Glauben und spottete seiner Angst. Der Mann richtete sich zum Himmel und rief „Doch nein, ich ruf kein Wehe, Gib Gnaden wie bisher - nur lass an deine Zeichen sie glauben immer mehr!“
Und plötzlich umzieht schwarze Nacht das Gewölbe des Himmels, sodass Schrecken und Entsetzen das ganze Volk erfasste. Und es begann Kreuze vom Himmel herab zu fallen.
Nun schenkten alle dem Mann glauben, schnell wird ein Heer zum Markusberg entsendet, genau noch rechtzeitig um die Hunnen aufzuhalten. Denn diese waren bereits ungesehen bis zum Markusberg vorgedrungen. Nun kämpften die Trierer wie Löwen und trieben die Hunnen dermaßen in die Flucht, das bald im ganzen Lande kein einziger mehr zu sehen war.
Quellenangabe:
Abb.1,2: eigene Fotoaufnahmen
Abb.3: eigene grafische Bearbeitung (Scan/Nachzeichnung/Entrasterung/Scharfzeichnung) - Quelle: Neues Triererische Jahrbuch 1980, S.11)
Abb.4: TRIER - Vergangenheit,Gegenwart,Landschaft, 2. Auflage, 1966 - © Stadtverwaltung Trier
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