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Nikolaus von Cues (1401 - 1464)

(Kardinal, Bischof und Landesfürst)

Seit Ende des letzten Jahrhunderts spitzt sich die Situation in der katholischen Kirche in Form von sich konkurrierende Päpste ins Unfassbare zu.  Die Kirche war in verschieden Lager gespalten und überall in Europa trieben sich Päpste herum. Während des sogenannten abendländischen Schisma (Kirchenspaltung) bekriegten sich mehrere Päpste um den Petrusstuhl. Sowohl in Rom, wie auch in Avignon residierten Päpste und Gegenpäpste.  Und als die kirchliche Situation drohte ins Absurdum auszuarten schritten der deutsche König und die Fürsten ein und verkündeten ein Konzil dem sich die Päpste zu stellen und zu beugen haben. Notfalls könne das Konzil beide Päpste absetzen und einen neuen Papst bestimmen.  Doch nach dem erfolglosen Konzil von Pisa hielt das Schisma an. Dieser Situation nicht genug, kam es für die römische Kirche noch dicker. Am östlichen Ende des Reichs legte sich der tschechische Theologe und Reformator Jan Hus mit ihnen an. Er prangerte ihren erlangten Reichtum und ihre Sittenlosigkeit an. Er beanstandete den Ablasshandel, bei dem gegen Zahlung eines Geldbetrages die Vergebung der Sünden versprochen wurde.  Und zu guter Letzt erkannte er den Vorrang des Papstes als Führer des gesamten Christentums nicht an (Was letztlich zu seiner Hinrichtung und den daraus resultierenden Hussitenkriege führte). 

Nikolaus von Cues, Cusanus oder auch Treverensis genannt wurde im Jahr 1401 als Fischersohn an der Mosel bei Kues geboren. Er schien sich nicht sonderlich für den Fischerberuf seines Vaters und des Lebens an der Mosel interessiert zu haben und floh schon früh aus seinem Elternhaus zum Grafen von Manderscheid. Der erkannte seine Fähigkeiten, förderte ihn und ermöglichte ihm ein Studium in Heidelberg. Während dieser Zeit wurde Jan Hus im Jahr 1415 auf dem Konzil von Konstanz hinterhältig gefangen genommen und auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Infolge dessen kam es von 1419-1434 zu den Hussitenkriegen, die die katholische Kirche so gut wie alle verlor.  Nach diesen schweren Niederlagen war die Kirche zu Verhandlungen mit den Hussiten bereit. Hier kam Cusanus ins Spiel. Sein größtes Ziel war die zerrüttete Kirche wieder in Einklang zu bringen und zu vereinen. Er arbeitete einen Kompromiss aus und reiste nach Prag um mit den Hussiten zu verhandeln – doch es scheiterte.

1432 tritt Nikolaus von Cues erstmals ins volle Rampenlicht der Weltöffentlichkeit. Er streitet auf dem Baseler Konzils im Dienst des Trierer Erzbischofs auf Seiten der Konzilisten. Als gegen 1436 die konziliaren Auseinandersetzungen die Einheit der Kirche aber nun endgültig zu zerstören drohten, wechselte er nach reiflicher Überlegung – vielleicht auch unter Karriereaspekten – zur päpstlichen Minderheitspartei über.

Neben seinen Auftritten auf Konzilen führten ihn seine professoralen und klerikalen Tätigkeiten in weite Teile Europas herum. Und einst auf einer Rückfahrt über dem Seeweg von Konstantinopel im Jahre 1438 erlangt er, angesichts der Weite des Meeres die von nun an sein Denken und Handeln bestimmenden Einsichten und tragenden Fundamente seines philosophischen Gesamtkonzeptes:

(Abb.1) Cusanus
(Abb.2) docta ignorantia

- Die Zusammenhänge der Gegensätze:

Cusanus sah alles Existierende als Kreuzungspunkt der äußersten Gegensätze. Sein Gottesbild ergab sich daher aus der Ansicht, das Gott sowohl das absolute Maximum (Allmächtig, Allwissend, Ewig usw) als auch das absolute Minimum (weil er in allen Dingen enthalten) sei.

 

- Die docta ignorantia:  

(Die gelehrte Unwissenheit des Menschen - denn der menschliche Verstand kann keine Wahrheit mit Sicherheit feststellen er kann lediglich mutmaßen.


Von 1438 bis 1452 kämpft Nikolaus immer wieder in päpstlicher Mission auf den deutschen Reichstagen. Im Jahr 1448 gelang es Cusanus endlich zusammen mit dem Wiener Konkordat die Einheit der Kirche zu wieder herzustellen. Als Dank für seine Dienste wurde Cusanus vom Papst in San Pietro - Vincoli zum Kardinal ernannt und 1450 zum Bischof von Brixen geweiht und war damit zum Reichsfürsten von Südtirol aufgestiegen.

Von 1451-52 reist Cusanus als päpstlicher Gesandter erster Klasse durch das deutsche Land um die Gnade des Jubiläumsablasses zu verkünden.

(Abb.3) Verena von Stuben

Als Landesherr wurde er des Öfteren in Streitigkeiten mit dem Herzog Sigismund von Tirol und der Äbtissin von Sonnenburg verwickelt. Verena von Stuben, so der Name der Äbtissin stand einem reichen, hauptsächlich von adeligen Nonnen bewohnten und sittlich sehr lockeren Kloster vor. Cusanus, der in seiner Diözese für Zucht und Ordnung sorgen wollte, stellte bei einer Visitation fest, dass die Nonnen öffentliche Bäder besuchten, die sich splitternackt und ungetrennt nach Geschlechtern benutzten. Cusanus griff ein, aber die Äbtissin wollte sich und ihren Nonnen das Badevergnügen nicht nehmen lassen. Es kam zum Krieg. Cusanus belagerte das festungsartig ausgebaute Kloster und beabsichtigte die Nonnen aushungern zu lassen. Aber die Äbtissin war mutig und wagte mit ihren Söldnern einen Ausfall. 1458 kam es zum Gefecht zwischen den bischöflichen Truppen und denen der Äbtissin, bei der etwa 50 Landsknechte des Klosters fielen. Die Äbtissin war geschlagen und dankte ab. Nach weiteren langanhaltenden Auseinandersetzungen mit dem Herzog Sigismund von Tirol um das Bistum Brixen musste Cusanus aber letztlich weichen.

Er wurde 1460 von seinem Freund, dem neu ernannten Papst Pius II nach Rom berufen zum Generalvikar ernannt und mit diplomatischen Aufgaben betreut.  Zu dieser Zeit entstand Cusanus‘ Meisterwerk  „Von der Jagd nach der Weisheit“

Dann wurde es für Cusanus noch einmal unruhiger. Im Rahmen des Kreuzzuges gegen die Türken musste er noch einmal nach Italien reisen um sich dort umherirrender Kreuzfahrer anzunehmen, die den Weg zur Küste verloren hatten. Dieser Ritt gelang ihm nicht mehr und er erreicht nie sein Ziel.

Er verstarb noch auf dem Weg dorthin 63-jährig im Jahr 1464 . Sein Leib wurde in Rom begraben und liegt dort bis heute. Sein Herz wurde - seinem Wunsch entsprechend - an das von ihm errichtete Hospital nach Kues (neute St. Nikolausstift) übertragen und dort bestattet.

Sein Herz liegt im Boden des Chorraums des Stifters unter einer sein Bildnis tragender Messingplatte begraben. Als Vorbild der Messingplatte diente die Marmorplatte des Grabes Cusanus in seiner Kardinalskirche in Rom (San Pietro in Vincoli).

(Abb.4) Nikolausstift, Bernkastel Kues
(Abb.5) Über die Jagd nach Weisheit
(Abb.6) Abbildung am Cusanus-Sarg in San Pietro

Nikolaus von Cues plante für Deutschland und das Reich gravierende Veränderungen. Er wollte die aristokratische Staatsform durch demokratische Institutionen und Formen auflockern und noch weitere Reformationen wie die Neuordnung der Kaiserwahl, die Anschaffung eines ständigen Heeres, Fehdeverbot und die Errichtung kaiserlicher Gerichtshöfe vorantreiben. Weiter war er  Kirchenreformer und Kirchenpolitiker, Mathematiker und  Philosoph, Theologe, Astronom und Naturwissenschaftler. Er war all seinen Zeitgenossen in Denken und Wissen weit voraus und ist als einer der größten Deutschen des 15. Jahrhunderts bestätigt.

Noch 1 Jahr vor der Entdeckung Amerikas entwarf er eine Weltkarte, die für die geographische Wissenschaft einen gewaltigen Fortschritt bedeutete. Auf ihn gehen einer der ersten geographischen Karten Mittel-Europas zurück.

(Abb.7) Cusanus-Sarg in San Pietro

Als erster Mathematiker hat er erkannt und erfasst, dass die Erde weder eine Scheibe noch der Mittelpunkt des Weltalls sei, sondern nur ein winziger Teil in ihm. Ebenso hatte er behauptet, dass die kugelförmige Erde sich um die Sonne dreht, und nicht – wie bisher angenommen – die Sonne sich um die Erde dreht. Seine Schriften haben die Lehren eines Kopernikus, Galilei und Kepler vorbereitet. Sein ganzes Denken war beherrscht von mathematischen Anschauungen er war der Ansicht, dass die Mathematik zur absoluten Wahrheit und damit zu Gott führe. Er war ausgebildeter Kanonist und zählt zu den ersten Rechtshistorikern.

Nicht minder verdienstvoll ist, dass er als Erster die Echtheit der Konstantinischen Schenkung (also indirekt die weltliche Herrschaft des Papstes) angezweifelt hat.

Dass Cusanus (Ketzer und Kardinal) dem üblichen Schicksal der Häretiker entging - nämlich verbrannt zu werden - verdankte er seiner geschickten Technik, seine Gedanken immer mit kirchenfrommen Äußerungen zu garnieren und wohl auch der Tatsache, dass die Ketzerverfolger seine Texte entweder nicht gelesen hatten, oder sie erst gar nicht verstanden. 

Seine Reisen führten ihn quer durch Europa. Auf die Konzile von Konstanz und Basel, nach Paris und Rom sogar nach Byzanz von wo er eine byzantinisch kaiserlich Delegation nach Italien begleitete.

(Abb.9) Brief Cusanus an Herzogin Eleonore von Österreich
(Abb.10) Proklos, Expositio - Codex Cusanus Hospitalis
(Abb.11) Testatment des Cusanus, 1464
(Abb.8) Geburtshaus Cusanus

Quellenangabe:

Abb.1: gemeinfreie Bilddatei* – Ökumenisches Heiligenlexikon - https://www.heiligenlexikon.de/BiographienN/Nikolaus_von_Kues.html

Abb.2: gemeinfreie Bilddatei* - Wikimedia Commons - https://de.wikipedia.org/wiki/De_docta_ignorantia#/media/File:Nicholas_of_Cusa,_De_docta_ignorantia,_Ms._218.jpg

Abb.3: eigene Fotomontage einer gemeinfreien Bilddatei*

Abb.4: Wikipedia - Urheber: Götz Frd. Junk - https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Bernkastel_Kues_Nikolausstift.JPG

Abb.5: gemeinfreie Bilddatei* - Wikimedia Commons - https://de.wikipedia.org/wiki/Nikolaus_von_Kues#/media/File:Nikolaus_von_Kues,_De_venatione_sapientiae.jpg

Abb.6,7: Wikimedia Commons - https://de.wikipedia.org/wiki/Nikolaus_von_Kues#/media/File:San_Pietro_in_Vincoli,_Nicolaus_Cusanus_0.JPG   (Änderungen: Aufteilung in getrennte Bilder und Freistellungen)

Abb.8: Wikimedia Commons - © Sir Gawain - https://de.wikipedia.org/wiki/Nikolaus_von_Kues#/media/File:Bernkastel_Kues_Geburtshaus_Nikolaus_von_Kues.jpg

Abb.9: gemeinfreie Bilddatei* - Wikimedia Commons - https://de.wikipedia.org/wiki/Nikolaus_von_Kues#/media/File:Letter_by_Nicholas_of_Cusa.jpg

Abb.10: gemeinfreie Bilddatei* - Wikimedia Commons - https://de.wikipedia.org/wiki/Nikolaus_von_Kues#/media/File:Proklos,_Expositio_in_Parmenidem_Platonis,_%C3%BCbersetzt_von_Wilhelm_von_Moerbeke_mit_Marginalien_des_Nicolaus_Cusanus_in_Codex_Cusanus_Hospitalis_S._Nicolai,_fol._125r.jpg

Abb.11: gemeinfreie Bilddatei* - Wikimedia Commons - https://de.wikipedia.org/wiki/Nikolaus_von_Kues#/media/File:Testament_des_Nikolaus_von_Kues.jpg

 

* Dieses Bild ist gemeinfrei, denn
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