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Balduin von Luxemburg 1285-1354

Erzbischof, Kurfürst von Trier und Königsmacher

(Abb.1) Balduinstatur in Trier

Das 14. Jahrhundert sollte zum Jahrhundert des Kurfürsten Balduin und derer des Geschlechts von Luxemburg werden.  Die deutsche Geschichte dieser Jahre wurde bestimmt von der Rivalität zwischen den Häusern Habsburg, Wittelsbach und Luxemburg. Die Habsburger stellten seit 1273 den deutschen König, und durch geschicktes Verheiraten, Bündnisse und Verhandlungen hatten sie neben den Wittelsbacher beste Chancen den Thron erneut zu besteigen. Aber auch die Luxemburger duften sich berechtigte Hoffnungen auf die Krone machen. Balduin wurde zum ausschlaggebenden Faktor der Thronersteigung seines Luxemburger Geschlechts, die mit Unterbrechung von Ludwigs des Bayern und Ruprechts von der Pfalz bis 1437 anhielt.

Und Trier blühte wieder auf. Als Kurfürst schmückte er Trier wieder zu einer Stadt die eines Kurfürsten würdig war. An seinem Hof erfolgten die wichtigsten politischen Besprechungen mit Gesandten aus der ganzen bekannten Welt. 

Als drittgeborener Sohn des Grafen Heinrich VI erblickte Balduin im Jahr 1285 in Luxemburg das Licht der Welt. Teilweise am französischen Hof erzogen wurde der jüngste Sohn - wie bei herrschenden Familien üblich - von seiner Familie zum geistlichen Stand bestimmt. In seiner Funktion als Erzbischof und Kurfürst von Trier nahm er großen Einfluss auf die Reichspolitik und leitete den Aufstieg seiner Luxemburger Familie zu einer der bedeutendsten Familien der damaligen Zeit ein. Balduin war im frühen 14. Jahrhundert einer der wichtigsten Personen im einem Reich, dass von Norditalien bis Norddeutschland (inkl. Teile des heutigen Frankreich, Belgien, Niederlande, Tschechien, Schweiz, Österreich und Polen) reichte. Er war der einflussreichste Politiker seiner Zeit und alleine an 3 Königswahlen seiner Familie entscheidend beteiligt.

Für Trier gilt er als eigentlicher Begründer des Kurstaates. Unter Balduin, der oft selbst das Schwert führen musste, genoss das Trierer Land eine ihrer bedeutendsten territorialen Ausdehnungen seit jeher. Sein mächtiger Einfluss reichte von Trier bis ans östliche Ende des Reiches. Unter ihm erreichte Trier wieder eine Einwohnerzahl von ca. 10.000 Menschen und zählte wieder zu den größeren Städten Deutschlands.

1304 begann die steile Kurkarriere des erst 20jährigen Balduins. Bereits im Alter von 22 Jahren wurde er im Jahr 1307 als Kurfürst auf den Trierer Bischofsstuhl beförderte. Da Balduin mit erst 22 Jahren aber noch zu jung für die Bischofswürde war, wurde die Wahl vom Klerus vorerst für ungültig erklärt.

(Abb.2) Balduin wird vom Papst zum Bischof geweiht

Erst durch eine Reise zum Papst im Jahr 1308 erwirkte Balduins Bruder, Graf Heinrich von Luxemburg die ersehnte Erhebung Balduins auf den Bischofsstuhl von Trier.

(Abb.3) Siegel des Kurfürsten Balduin / (Museum am Dom)
(Abb.4)

Noch im gleichen Jahr starb der aus dem Habsburger Haus stammende deutsche König Albrecht der Erste - auf dem Weg zu seiner Frau hatte sein Neffe ihm aufgelauert und im Streit wegen Erbangelegenheiten erschlagen.  

Balduin, gerade 23 Jahre alt war nun einer der 7 Kurfürsten die über die Wahl eines neuen Königs zu entscheiden hatten.

Balduin konnte taktierten, noch vor der Ermordung des Königs hat der Habsburger eine Heiratsverbindung mit Frankreich eingefädelt. Nun misstrauten einige Kurfürsten den Habsburgern. Sie befürchteten gar eine französisch ausgerichtete Erbmonarchie, in der sie ihrer Kur-Privilegien beraubt wären. Der König von Frankreich erschien allmählich zu mächtig.

Balduin wusste die antifranzösische Stimmung seiner rheinischen Kollegen für sich zu nutzten und erreichte, dass sie 1308 seinen Bruder, den etwa 30jährigen Grafen Heinrich von Luxemburg zum neuen König Heinrich VII wählten.

(Abb.5) Die 7 Kurfürsten bei der Königswahl Heinrich VII

Gegen 1310 unternahm der neue König - in alter Stauffermanier - mitsamt seinem Bruder Balduin einen Feldzug nach Italien um sich dort vom Papst zum Kaiser krönen zu lassen.

Auf dem Rückweg erkrankte der Kaiser an Malaria und verstarb noch im August 1313 bei Siena.  Balduin überstand den Feldzug und kehrte gekränkt nach Deutschland zurück. (Um etwa 1340 ließ Balduin eine Chronik anfertigen, die auf 73 farbigen Bildern die Geschichte seines Bruders Heinrichs darstellt. Angefangen bei der Bischofsweihe Balduins endend beim Tod des Kaisers).

Bei der Bestimmung seines Nachfolgers kam es zu bürgerkriegsähnlichen Ausschreitungen. Plötzlich gab es gleichzeitige einen Habsburger und einen Wittelsbacher König im Reich. 1322 kam es zur entscheidenden Schlacht. Der von Balduin unterstützte Wittelsbacher Ludwig der Bayer ging als Sieger hervor und konnte sich als König durchsetzen (später zum Kaiser gekrönt).  Als Dank für seine Dienste wurde Balduin von Ludwig zum Erzkanzler über Arelat und Gallien ernannt.

(Abb.6) Balduin begleitet seinen Bruder Heinrich nach Rom
(Abb.7) Trierer Exemplar der Goldenen Bulle mit goldenem Siegel des Kaisers Karl IV - Staatsarchiv Stuttgart

Zusammen mit König Ludwig kämpfte er gegen den Papst um das Vorrecht, bei der Königswahl den jeweiligen Kandidaten für einen Thron bestimmen zu können. Balduin vertrat dabei das Recht der Kurfürsten und stellte sich gegen den päpstlichen Anspruch. 1338 hatte Balduin sein Ziel erreicht, den Kurfürsten obliegt das alleinige Recht der Königswahl. Ein von Ihnen gewählter deutscher König bedarf nun nicht mehr der Zustimmung des Papstes. Dieses Privileg wurde 1356 in Karls IV „Goldener Bulle“ -  das Gesetzbuch des Mittelalters manifestiert.

Weiter ließ Balduin den Erzbischof von Trier als Kurfürst bestätigen, und setzte gegen Mainz durch, dass der Kurfürst von Trier bei der deutschen Königswahl stets die erste Stimme abgeben darf. Dieses Erststimmrecht der Trierer Kurfürsten lässt sich Balduin als königliches Privileg in der Goldenen Bulle sicherstellen. All diese Errungenschaften gelten als Balduins größte Erfolge im Rahmen seiner politischen Tätigkeiten. 

Im Jahr 1342 wandten sich die Kurfürsten von Kaiser Ludwig ab und wählten Balduins Großneffen Karl zum deutschen König „Karl IV“.

Schon 3 Jahre zuvor begann der 100jährige Krieg zwischen Frankreich und England.

Mit seinen liturgischen Reformen aus dem Jahr 1345 hat Balduin dem gottesdienstlichen Leben der Trierer Kirche seine einheitliche und verbindliche Form gegeben. Im Jahr 1346 ließ er die von nun an gültige Gottesdienst-Ordnung "Ordinarius Perfectus“ aufzeichnen. Sie beschreibt und regelt die Messfeier, deutet Ihre Riten und nennt die Feste und die Heiligen Tage - wobei er die Trierer Heiligen besonders beachtete.

Unter seiner kurfürstlichen Herrschaft wurde Trier wieder zum Kernstück des Heiligen Römischen Reiches (Deutscher Nation).

Er erwarb für das Trierer Bistum mit dem Kröver Reich, Cochem und Münstermaifeld die wichtigsten Orte an der Straßenverbindung Trier-Koblenz.  Mit Boppard, Oberwesel und dem Limburger Land sicherte er sich sein Territorium für kurfürstlichen Auftritte von Trier über Koblenz und Mainz bis nach Köln.

Und zwischen all den territorialen und weltlichen Kämpfen vernachlässigte er nie seine Pflichten als geistliches Oberhaupt der Trierer Erzdiözese. Er galt als sehr guter Priester, dessen Frömmigkeit und priesterliche Weihehandlungen mehrfach belegt sind.

Am Ende seiner Amtszeit wütete die Pest in ganz Europa. Der schwarze Tod raffte in dieser Zeit ein Drittel der Bevölkerung hinweg, von der auch Trier nicht verschont blieb.

Am 21. Januar 1354 starb Balduin altersbedingt fast 70jährig in Trier. Er regierte als Kurfürst und Erzbischof in Trier nahezu ein halbes Jahrhundert während einer durch Umbrüche gekennzeichneten Zeit. In einer Zeit der Veränderungen bot er in seinem Kurstaat Stabilität und Sicherheit. Er reduzierte und kontrollierte das Fehdewesen des Landadels, führt eine Amtsverfassung ein und sicherte dem Trierer Kurstaat Landfrieden, Ordnung und sichere Grenzen.

(Abb.8) Hochgrab des Kurfürsten Balduins im Trierer Dom

Unterschied zwischen König und Kaiser

König

Zum König wurde man entweder von den königsbestimmenden Kurfürste gewählt, oder der (i.d.R) älteste Sohn erbte den Titel von seinem königlichem Vater.

Ein König reagierte sein eigenes Reich oder Länderreien (z.b. König von Deutschland, Burgund, Böhmen).

Könige waren stehts bestrebt Ihren Machtanspruch zu sichern und sich territorial auszubreiten.

Der König ware also "rangniedriger" als der Kaiser

Kaiser

Zum Kaiser konnte man nur vom Papst ernannt/gesalbt werden.

Der Kaiser war Herrscher über das gesammte Heilige Römische Reich (von Friesland im Norden, Holland, Belgien, Luxemburg, Österreich, Ungarn, Böhmen  bis Nord-Italien im Süden)

Als Kaisernachfolger wurde meistens der einflussreichste König gesalbt

Der Kaiser war (theoritisch) für den Schutz Roms und des Heiligen Römischen Reiches nach Außen hin zuständig

Oftmals wurden die mächtigen Deutsche Könige ebenfalls zum Kaiser gesalbt

Quellenangabe:

Abb.1: eigene Fotoaufnahme

Abb.2,5,6: gemeinfreies Werk - Balduin von Luxemburg (Bilderhandschrift - Codex Baldwin) - (Landeshauptarchiv Koblenz)

Abb.3: eigene Fotoaufnahme ©Museum am Dom / Strichzeichnung: eigene Nachzeichung (Original-Zeichnung in: Trier, Ein Weg aus der Stadt von heute zurück zu den Anfängen, Dieter Ahrens, 1983

Abb.4: © David Liuzzo - Datei:Wappen Bistum Trier.png - https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Wappen_Bistum_Trier.png

Abb.7: gemeinfreie Bilddatei* - Wikimedia Commons - https://de.wikipedia.org/wiki/Goldene_Bulle#/media/File:Goldene_Bulle_-_Komplettansicht.JPG

Abb.8: eigene Fotoaufnahme

 

* Dieses Bild ist gemeinfrei, denn
• das Werk wurde von seinem Rechteinhaber durch Verzicht auf das Urheberrecht als Public Domain nach amerikanischem Recht freigegeben, oder
• das Werk wurde unter einem solchen Nutzungsrecht zur Verfügung gestellt, dass es von jedermann frei benutzbar und veränderbar ist (§ 31 Abs. 1 UrhG), oder
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Weitere ausführliche Informationen gibt es in den Wikipedia-Artikeln Gemeinfreiheit und "Bildrechte".

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