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Barbaratherme

Mit fast 42.000 qm die zweitgrößte Thermenanlage der antike Welt

Wer heute die teils durch moderne Bebauung überdeckten Barbaratherme besucht mag sich zunächst des Anblicks enttäuscht fühlen. Erwartet man doch auch hier hochragende Steinmassen und malerisch wirkende Ruinen, so erkennt man heute nur noch die Mauern der Kellergänge und geringe Teile des Erdgeschosses.

(Abb.1) Informationstafel

Dennoch stehen wir hier vor den Resten der einst größten Thermenanlage Triers, und der zweitgrößten Badeanlage des gesamten römischen Reichs (Nur noch die Thermenanlagen in Rom übertraf die Größe der Barbarathermen von Trier)

Seit die Römer Trier besiedelten und den eher rauen Stämmen der linksrheinischen Kelten und Gallier die Vorzüge der römischen Lebensweise nahebrachten, erhielt auch die römische Kultur und derer Sitten Einzug in unsere Stadt.  So entstanden im rasanten Tempo eine Rennbahn (Circus), ein Amphitheater und natürlich auch öffentliche Badeanstalten. Das tägliche Baden wurde von nun an nicht nur von den Römern, sondern auch von der Bevölkerung an Mosel und Rhein sehr geschätzt und stand oft im Mittelpunkt des gesellschaftlichen Lebens.

Mit dem Bau der Barbartherme wurde um 159 n. Chr. begonnen.  Anstoß der Baumaßnahme war wahrscheinlich der Umstand, dass die bereits vorhanden kleinere Badeanlage am heutigen Viehmarkt der schnell wachsenden Stadtbevölkerung zu klein und eine Größere gefordert wurde.

Eine Thermenanlage war damals keine reine Badeanstalt, sie verstand sich vielmehr als ein gesellschaftlicher Treffpunkt, eine Einrichtung um sich mit Freunden zu treffen; zum Philosophieren; Besprechungen abzuhalten; Sport zu treiben oder sich einfach von seinen täglichen Strapazen in einem warmen Bad zu erholen.

(Abb.2) Außenansicht Caldarium - Rekontruktion F. Boutron

 So gab es innerhalb der Thermenanlage alle Möglichkeiten an Erholung, Gespräche, Sport und Spiel.

Es gab ein Caldarium, ein 20x30m langes Warmwasserbad das in einer riesigen beheizten Halle mit fast 30m hohen Wänden und über 50m breiten Wänden stand. Eine Besonderheit seiner Zeit bildeten die zwei 23m lange beheizten Hallenschwimmbecken die zusätzlich an beiden Seiten des Warmwasserbades lagen.

(Abb. 3) Grundriss Barbaratherme
(Abb.4) Grundriss Barbaratherme 1:1000

Neben dem Caldarium befand sich das Tepidarium (Warmlufbad), ein beheizter Wärme- und Relaxraum mit Bänken und Liegen. Hier konnte man sich ausruhen, den Körper einsalben lassen, Massagen genießen und in eine Art Sauna benutzen.

Im nächsten Abschnitt befand sich das Frigidarium der Abkühlraum mit seinem 3-schiffigen Kaltwasserbad gefüllt mit stolzen 11 Becken.

Für Sport und Leibesübungen bot die Paleastra (eine großzügige Säulenhalle) dem Besucher ausreichend Platz.

Zudem gab es Räumlichkeiten die als Festsäle genutzt wurden, oder Gelehrten, Rhetoren und Dichter als Bühne dienten, auf der sie ihre Vorträge abhalten oder der Welt ihre neusten Geisteswerke mitteilen konnten.

24 Feuerstellen sorgten in einem gut durchdachten Kreislauf für warme Räume und warmes bis heißes Wasser in den Becken. Prachtvolle Marmorplatten schmückten den Boden. Mosaike zierten die Wände und Staturen belebten die Nischen und Ecken des Badehauses dessen Mauerwerk mit rötlichen Putz geschmückt wurde.

Bereits mit ihrer Fertigstellung gegen 190 n. Chr. waren die Babaratherme die zweitgrößte Badeanlage im gesamten römischen Weltreich. (Die Wasserversorgung der Therme erfolgte über die bekannte Ruwerwasserleitung). Im Gegensatz zu den später gebauten Kaiserthermen wurde sie als Badeanstalt vollends fertiggestellt und von der Bevölkerung lange als solche genutzt.

(Abb.5)

Zu jener Zeit fegte die Völkerwanderung wie ein Sturm über Europa hinweg. Von überall drängten germanische Stämme kriegerisch ins römische Reich ein.  Auch das reiche und prunkvolle Trier wurde von den Germanen aufgesucht und erstürmt. Ihrer brutalen Zerstörungswut fielen auch die Barbaratherme zum Opfer.  Nachdem mal wieder Ruhe eingekehrt war konnten die Trierer ihre Badeanstalt nochmal aufbauen, zwar mit ein paar Einschränkungen, doch der ersehnte Badebetrieb konnte wieder aufgenommen werden.

Noch viele Jahrzehnte hielten die Römer ihre Stellung in Trier und ermöglichten ihren Bürgern ungetrübten Badespaß. Doch immer häufiger durchbrachen germanische Stämme die Grenzen und brachen plündernd ins Reich ein. Ende des 4. Jahrhunderts wurde der Standort Augusta Treverorum  für den römischen Kaiser endgültig zu gefährlich. Er zog mit Hof und Adel ab und überließ der Stadt ihrem Schicksaal. 

Als nun die Römer bis auf ein paar Legionäre abgezogen und nicht mehr zahlreich genug waren um die Stadt zu verteidigen, wurde Trier mehrmals von den Franken heimgesucht, zerstört und schließlich von ihnen besetzt. Mit dem Ende des Römischen Westreichs und der Besetzung Triers durch die Franken, wurde die Badesaison abrupt beendet und die römische Badeanstalt in ein fränkisches Wohngebäude umgebaut. Diese diente von nun an einem Trierer Dienstmannengeschlecht als Erstwohnsitz.

Über Jahrhunderte hinweg wurde das Bauwerk auf verschiedene Weise genutzt und immer wieder umgebaut und verändert - wie der Anbau einer Kirche im 8. Jahrhundert  (Salvatorkirche)

Bis ins 12. Jahrhundert folgten weitere Um- und Anbauten bis die Adelsfamilie de Ponte (von der Brücke) sich das ehemalige Gelände der Therme einverleibte und den noch aufrecht stehenden Teil des Caldarium zur einer Burg ausbaute. In der Folgezeit wurde noch an dem südwestlichen Teil des Frigidariums der sogenannte Richardsturm angebaut.

(Abb.6)
(Abb.7)

Nach Aussterben der Familie de Ponte wurde das Bauwerk als Steinbruch genutzt und einige ihrer Steine zu Ausbesserungsarbeiten an der mittelalterlichen Stadtmauer verwendet. Obwohl aus dem einst mächtigen Bauwerk bereits unzähliges Steinmaterial entwendet und wiederverwertet wurde, ragten um 1600 noch immer mächtige Steinmassen hoch empor. Massive, fast unzerstörbar anmutendes Mauerwerk erreichte noch immer eine beachtliche Höhe.

Im Jahr 1512 fand in Trier ein Reichstag statt. Um dem für mehrere Monate in Trier verweilenden Kaiser Maximilian die Stärke des noch vorhandenen antiken römischen Mauerwerks zu demonstrieren, wurden die Ruinen der Barbaratherme mit schwerem Kanonengeschütz unter Beschuss genommen. Aber zu des Kaisers und der Zuschauer Erstaunens konnten selbst die größten Geschütze keine der römischen Mauern zerbersten.

Noch bis ins Jahr 1610 standen erhebliche Teile der mächtigen südlichen Außenfront des Warmwasserbades. 

Bis zu 3-Etagige römische Wände mit architektonisch gerahmten viereckigen und habrunden Nischen verziert, standen noch auf dem Gelände. Dann begann die planmäßige Abtragung der Anlage, die nun als Baumaterial für das damalige Jesuitenkolleg (heute Friedrich-Wilhelm-Gymnasium) verwendet wurde.

(Abb.8) Barbaratherme gez. Wiltheim 1620
(Abb.9) Barbaratherme gez. Wiltheim 1620
(Abb.10) Barbaratherme gez. Wiltheim 1620
(Abb.11) Barbaratherme gez. O. Vivianus 1584

Als Trier 1673 durch die Kriege Ludwigs XIV von den Franzosen besetzt wurde, bauten sie Trier zu einer Festung gegen die Kaiserlichen Heere um. Während dieser Arbeiten wurden die traurigen letzten oberirdischen Reste der ehemaligen Barbarathermen einschließlich des Richardsturm von den Franzosen gesprengt.  

Unter den Preußen folgte von 1877 bis 1885 die planmäßige Freilegung der Anlage durch das Landesmuseum Trier.

Die heute noch zu erkennenden Mauern sind nur noch die Kellergänge und geringe Teile des Erdgeschosses. Ein Drittel der Anlage liegt noch unter der Erde und wird durch moderne Bebauung überdeckt. Die Grundfläche betrug 250x170m was 42,500qm entspricht wovon alleine der Mittelbau 129x105m beanspruchte.

Quellenangabe:

Die Barbarathermen - Führungsblätter des Landesmuseums Trier, 1935

https://de.wikipedia.org/wiki/Barbarathermen

 

Abb.1,5,6,7:  eigene Fotoaufnahmen - 2019

Abb.2:  Führungsblätter des Landesmuseums Trier Nr.1 (6. Auflage) - Die Barbarathermen, von Prof. Dr. E. Krüger, 1935

Abb.3:  Gymnasial-Bibliothek - Herausg. Prof. Hugo Hoffmann, Erfurt - 53. Heft S.150 - "Das römische Trier" von Dr. Franz Cramer, Gütersloh 1911

Abb.4:  Führungsblätter des Landesmuseums Trier Nr.1 (6. Auflage) - Die Barbarathermen, von Prof. Dr. E. Krüger, 1935

Abb.8: gemeinfreie* Bilddatei - Zeichnung von A. Wiltheim - Wikimedia Commons - https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Barbarathermen_Trier_Wiltheim_1620_4.jpg

Abb.9: gemeinfreie* Bilddatei - Zeichnung von A. Wiltheim - Wikimedia Commons -    https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Barbarathermen_Trier_Wiltheim_1620_1.jpg

Abb.10:  gemeinfreie* Bilddatei - Zeichnung von A. Wiltheim - Wikimedia Commons - https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Barbarathermen_Trier_Wiltheim_1620_3.jpg

Abb.11:  gemeinfreie* Bilddatei - Wikimedia Commons -  https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Barbarathermen_Trier_Ortelius_Vivianus_1584.jpg

 

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