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Richard von Greiffenklau zu Vollrads 1467 - 1531

Erzbischof und Kurfürst vor Trier (1511-1531), Reformer und Reichspolitiker


(Abb.1) Kurfüst R. von Greiffenklau

Richard von Greiffenklau zu Vollrads zählt als Reformer und Reichspolitiker zu den einflussreichsten Persönlichkeiten auf dem Trierer Bischofsstuhl seit Balduin von Luxemburg.

Er wurde 1467 im Rheingau geboren und trat schon in jungen Jahren eine kirchliche Laufbahn an. Im Jahr 1487 wurde er im Alter von 20 Jahren Domkapitular in Trier. 1488 begann er sein Studium in Paris und erhielt im Jahr 1503 das Amt des Chorleiters im Trier Dom. Im Jahr 1511 wurde Richard zum Erzbischof von Trier bestimmt. 

Zu Beginn seiner kurfürstlichen Herrschaft fand 1512 der erste und einzige Reichstag unter Kaiser Maximilian in Trier statt.

(Abb.2) Münze R. von Greiffenklau

Im gleichen Jahr wurde der im Trierer Dom aufbewahrte Heilige Rock Christi, eine der bedeutendsten Reliquien des Christentums, auf Wunsch Kaiser Maximilians erstmals der Öffentlichkeit gezeigt. Die 23tägige Ausstellung führte zu einer der spektakulärsten Massenwallfahrten, die innerhalb weniger Wochen 100.000 Menschen nach Trier pilgern ließ.

(Abb.3) 1. Heiligrock-Austellung

Noch vor der Ausstellung des heiligen Rockes musste Richard ein bauliches Problem meistern. Die Pfarrkirche St. Gangolf am Hauptmarkt wurde zuvor aufwendig im spätgotischem Stil erneuert und Baumeister hatten dabei den Turm so hoch ersteigen lassen, dass dieser mit einer Gesamthöhe von 67m die Türme des Trierer Domes überragte. Folglich ließ Richard des Südwestturms des Domes um ein weiteres Stockwerk erhöhen und stellte das angemessene Verhältnis wieder her.

Als Kurfürst sympathisierte er mit Frankreich und bemühte sich intensiv um den Spannungsabbau zwischen den Franzosen und dem Reich. Durch seine guten Beziehungen zum Nachbarland wurde er vom Kaiser mit Schlichtungsaufgaben zwischen den Reichen betraut.

(Abb.4) Heiliger Rock (© Dominformation Trier)

Das seine Interessen -  wie bei so gut aller anderen Reichsfürsten auch - der Stärkung seiner fürstlichen Macht galten braucht hier nicht gesondert erwähnt zu werden. In seiner Diözese sorgte er für Ordnung und stellte sich gegen Ungerechtigkeit, Übergriffe und Ausbeutung seine Bürger.

Er schränkte die Befugnisse des selbstherrlichen Kleinadels, der Klöster und des Rittertums ein und schaffte es später sogar die in Mode gekommenen Fehden zu verbieten.  Er verfügte die verstoßenen Juden wieder ins Land zu lassen und erreichte zu Gunsten seiner Bürger maßgebliche Änderungen im Gerichtswesen. Auch förderte er in seiner Diözese die Künste und besaß selbst eine sehr wertvolle Büchersammlung.

Im Rahmen seiner kurfürstlichen Tätigkeiten, nahm Richard regelmäßig an den Sitzungen des deutschen Reichstages teil. Besonders aufgefallen war Richard am Reichstag vom Jahr 1519, als er bei der Königswahl nicht für den Habsburger Karl V, sondern für den französischen Thronkandidaten Franz I Partei ergriff, aber später doch Karl V seine Stimme gab. Vielleicht hat die ein oder andere finanzielle Zuwendung (zu jener Zeit durchaus üblich –sogar normal) Richard zum Umdenken bewegt. Karl V gewann die Wahl und wurde deutscher König.

(Abb.5) Luther auf dem Reichstag in Worms

Noch kurze Zeit vorher hatte Luther im Jahr 1517 seine 95 Thesen (angeblich) eigenhändig an die Tür der Wittenberger Kirche genagelt.  Im Jahr 1521 rief König Karl V zum Reichstag zu Worms.

(Abb.6) Luthers 95 Thesen

Zum Thema wurden neben dem Türkenproblem und anderen reichspolitischen Themen auch der Thesenanschlag Luthers. Unter den einberufenen Fürsten befand sich auch der Trierer Erzbischof Greiffenklau, der zusammen mit dem Trierer Offizial Johann von Eck mehrere Tage versuchte den Reformator Martin Luther zum Widerruf seiner reformatorischen Ansichten zu überzeugen. Richard sicherte Luther Schutz und Unterkunft in Trier zu, aber Luther blieb standhaft und lehnte dankend ab. So scheitere der letzte Versuch die kirchliche Spaltung zu verhindern und die Einheit der Kirche zu bewahren. 

Noch im gleichen Jahr endete der Reichstag und Richard konnte sich wieder um trierische Belange kümmern.

Die am Anfang bereits erwähnte Herabstufung des Rittertums blieb auch für Trier nicht ohne Folgen. Der zur Reformation übergegangene und kriegerisch sehr erfolgreiche Reichsritter Franz von Sickingen versuchte mit einem Fehdebrief 1522 gegen die katholische Stadt anzugehen und Greiffenklaus Trier durch Belagerung zu erobern. Franz von Sickingen unterstützte die Reformation und wurde zum Gegenspieler des katholischen Erzbischof und Kurfürsten von Trier.

Doch in Trier war man gut auf den Angriff vorbereitet Der Kurfürst zog mit einer kleinen Streitmacht  in Trier ein und ließ ein Aufgebot aus den Städten und Bezirken des Landes antreten.

Und als Franz so langsam die Vorräte an Munition, Proviant  und Geld ausgingen, erreichten unsere  verbündeten Truppen die Stadt.  Vereint überwältigten sie die erfolgsverwöhnten Truppen Franz von Sickingens und schlugen sie in die Flucht. Dem plündernden und mit Fehdebriefen um sich werfenden von Sickingen sollte nun Ein für Alle Mal ein Ende bereitet werden. Es wurde ein Gegenfeldzug gestartet, bei dem Erzbischof Greiffenklau und seine Verbündeten Franz von Sickingen auf seiner Burg stellten und ihn diesmal selbst belagerten.  Bei einer Schießerei wurde Franz von einer Kugel tödlich getroffen und Richard von Greiffenklau ging letztendlich als Sieger hervor.

Weniger rühmlich ist die darauffolgende komplette Zerstörung der (nicht gut gelittenen) Reichsabtei St. Maximin. (Die aber von den Mönchen an gleicher Stelle wieder aufgebaut wurde).

(Abb.7) Franz von Sickingen

In Koblenz baute Richard die Burg Ehrenbreitstein zu einer massiven Festung um und bestückte sie mit ihren ersten Kanonen. Unter ihnen befand sich auch die größte und mächtigste Kanone ihrer Zeit. Die 1524  vom Frankfurter Meister Simon gegossene Belagerungskanone  „Greif“ ist fast 5m lang und wiegt stolze  9 Tonnen.

(Abb.8) Die Kanone Greiff in Koblenz
(Abb.9)

Die Inschrift auf der Kanone lautet:

Der Greiff heiß ich. Simon goss mich.

Meinem gnädigsten Herrn von Trier dien' ich.

Wo er mich heißt gewalden,

da will ich Dorn und Mauern zerspalten.

Für den sehr guten Schwertkämpfer Richard gab es aber auch unrühmliche Schlachten zu schlagen. Seit einem Jahr tobte bereits der Bauernkrieg in weiten Teilen Deutschlands. Und im Jahr 1525 eskalierte der Aufstand der Bauern gegen die Unterdrückung durch Klerus und Adel.

Plündernd forderten sie Freiheit und Gleichheit als göttliches Recht für alle. Es war die erste Revolution auf deutschem Boden.

(Abb.10) Thomas Müntzer
(Abb.11) Bauernaufstand

An Ihrer Spitze stand mit Thomas Müntzer kein erfahrener und strategisch geschulter Kämpfer sondern ein Priester und Pfarrer. Der Aufstand wurde von den deutschen Fürsten blutig niedergeschlagen. Richard nahm mit seinem kurtrierischem Heer an der Niederstreckung  der Bauern in Franken und der Pfalz teil. Über 12.000 Bauer fanden dabei den Tod. Am Ende verloren im Reich über 100.000 deutsche Bauern ihr Leben. Thomas Müntzer wurde gefangen genommen und noch im gleichen Jahr vor den Toren der Stadt Mühlhausen hingerichtet.

Als dann auch noch die junge Reformationsbewegung  Trier einzuholen drohte, reagierte Richard mit einer groß angelegten Visitation innerhalb der kompletten kurtrierischen Gebiete und mahnte der Erhaltung der katholischen Lehren.

Richard von Greiffenklau Vollands  starb 1531 im Alter von knapp 64 Jahren bei Wittlich.  Sein Leichnam wurde zuerst nach Pfalzel gebracht und von dort mit einem Schiff nach Trier befördert.  In Trier wurde er vom Klerus, Adel und den Bürger in tiefer Trauer empfangen und auf seinem letzten Weg zum Dom begleitet, wo er angemessen bestattet wurde.

Sein Grabmal im Trierer Dom, welches er noch zu Lebzeiten hat erbauen lassen,  ist eines der bedeutendsten Werke der Renaissance im Rheinland. Es zeigt den knienden Kurfürsten vor dem Kreuz, begleitet vom Bistumspatron Sankt Peter und von der Heiligen Helena.

(Abb.13) Sickingen belagert Trier
(Abb.13) Siegel des Kurfüsten RvG
(Abb.12) Grabmal Greiffenklau im Trierer Dom

Quellenangabe:

Abb.1: eigene Überarbeitung einer gemeinfreien Bilddatei* (Neue Einfärbung)

Abb.2: Herkunft/Rechte: Münzkabinett, Staatliche Museen zu Berlin - Stiftung Preußischer Kulturbesitz / Reinhard Saczewski [CC BY-NC-SA] - https://nat.museum-digital.de/singleimage.php?objektnum=551842&resourcenr=750367  (vorg. Änderungen: grafische Ausbesserung der oberen Beschädiung)

Abb.3: eigene Fotoaufnahme - Tafel Kreuzgang Trierer Dom

Abb.4: Heiliger Rock (© Dominformation Trier)

Abb.5: gemeinfreie Bilddatei* - Wikimedia Commons -https://de.wikipedia.org/wiki/Reichstag_zu_Worms_(1521)#/media/File:Luther_at_the_Diet_of_Worms.jpg + https://www.staatsgalerie.de/en/g/collection/digital-collection/einzelansicht/sgs/werk/einzelansicht/0B0D3C944C3810077954978B36F59919.html

Leinwand Trier Dom ab 29,00 Euro
Abb.6: gemeinfreie Bilddatei* -  Wikimedia Commons - https://de.wikipedia.org/wiki/95_Thesen#/media/File:95Thesen.jpg

Abb.7: gemeinfreie Bilddatei* - Wikimedia Commons - https://de.wikipedia.org/wiki/Franz_von_Sickingen#/media/File:Franz_v_Sickingen.jpg  (Die großen Deutschen im Bild (1937) scanned by Michael Schönitzer)

Abb.8: Wikimedia Commons - © Holger Weinandthttps://de.wikipedia.org/wiki/Richard_von_Greiffenklau_zu_Vollrads#/media/File:Koblenz_im_Buga-Jahr_2011_-_Festung_Ehrenbreitstein_76.jpg   (Änderungen: Objekt freigestellt)

Abb.9: Leider weiß ich nicht mehr wo ich diese Zeichnung her habe - sollte jemand der Urheber sein, oder ein Bildrecht haben, bitte ich um Kontaktaufnahme

Abb.10: gemeinfreie Bilddatei* - Wikimedia Commons - https://de.wikipedia.org/wiki/Thomas_M%C3%BCntzer#/media/File:Thomas_Muentzer.jpg  (Christoph van Sichem - Das Wissen des 20. Jahrhunderts, Verlag für Wissenschaft und Bildung, 1961, Rheda, Bd.1 S.395)

Abb.11: gemeinfreie Bilddatei* - Wikimedia Commons - https://de.wikipedia.org/wiki/1525#/media/File:Graefin_Helfenstein_von_Matthaeus_Merian_d_Ae.jpg  (Matthäus Merian - Scanned from: Richard Lauxmann: Weinsberg im Munde der Dichter und Sänger. 2. Auflage. Justinus-Kerner-Verein e.V. und Frauenverein Weinsberg, Weinsberg [1930]. Plate after p. 48. Originally from Johann Ludwig Gottfried: Historische Chronica der vier Monarchien (1629–1632, many editions in the 17th and 18th centuries). Die Gräfin Helfenstein bittet Jäcklein Rohrbach um Gnade für ihren Mann. Stich von Matthäus Merian

Abb.12: Eigene Fotoaufnahme aus dem Trierer Dom, 2019

Abb.13: Eigene Fotoaufnahme vom 19.05.2019, © Bischöfliches Museum am Dom, Trier

Abb.14: Eigene Fotoaufnahme vom 19.05.2019, © Stadtmuseum Simeonsstift, Trier

 

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