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Die Schlacht an der Konzer Brücke im Jahr 1675

Ein Bericht aus der Trierer Chronik, 1. Jahrgang Nr. 2, November 1904 (von Dr. Kentnich und Domkapitular Dr. Lager

In dem Raubkriege Ludwigs XIV. (1643—1715) gegen Holland (1672—78) war es diesem gelungen, den Kurfürsten von Köln, den Bischof von Münster und den Herzog von Hannover für ein französisches Bündnis zu gewinnen, seine Bemühungen scheiterten dagegen bei dem deutschen Kaiser Leopold I. (1658—1705), dem Großen Kurfürsten und dem Kurfürsten von Trier, Karl Kaspar von der Leyen, einem kerndeutsch gesinnten Manne. Der französischen Übermacht gegenüber sah dieser sich freilich zur Neutralität genötigt; er mußte gestatten, daß die Franzosen seit Ende 1671 bis 1673, ohne daß sie jedesmal, wie es sich gebührt hätte, die Erlaubnis dazu einholten, unausgesetzt Truppen, Geschütze und Lebensmittel auf unzähligen Schiffen durch das Kurtrierische die Wasserstraße der Mosel abwärts bis nach dem Niederrhein beförderten. Nach der Einnahme von Maastricht (1. Juli 1673) erklärte Ludwig XIV., daß er fortan keine Neutralität mehr dulden werde, und um Karl Kaspar zu zwingen, zu Kreuze zu kriechen, gab er den Befehl, das Trierische Land als feindlich zu betrachten. Ende Juli 1673 rückte von Holländisch-Limburg über Luxemburg ein französisches Heer in die Nähe von Trier. Am 8. September zogen 6000 Franzosen mit Sack und Pack in die Stadt. Die Bürgerschaft wurde entwaffnet und es begann nun für die Stadt eine Schreckensherrschaft, deren Seele der französische General Vignory war. Als das Jahr 1674 zu Ende ging, glich die Umgegend Triers einer Wüste. Erst das Jahr 1675 sollte den Trierern Erlösung bringen. Im Frühjahr 1674 fielen fast alle rheinischen Fürsten von Frankreich zu Österreich ab, und im August wurde der Reichskrieg gegen Frankreich erklärt. Drei Armeen wurden aufgestellt, eine spanisch-holländische in den Niederlanden, eine kaiserliche am Oberrhein, sowie eine Armee an der Mosel. Das nächste Ziel, das dieser gestellt war, war die Rückgewinnung Triers.

Am 4. August begann die Einschließung durch Lothringische -, Kaiserliche -, Münsterische -, Lüneburger -, Osnabrücker -, Kurtrierische und Spanische Truppen. Über alles weitere unterrichtet der folgende Bericht eines Zeitgenossen der Ereignisse:

Als Anno 1675 die Belagerung der Stadt Trier, von denen Herzogen von Lothringen, Lüneburg und Osnabrück, auf Anhalten Ihrer Kaiserlichen Majestät und Seiner Kurfürstlichen Gnaden von Trier beschlossen worden, so zogen die Lüneburgischen Soldaten den 3. August zu Schweich zwei Stunden von Trier, allwo eine Schiffbrücke geschlagen war, über die Mosel, wie auch die Kaiserlichen unter dem Marquis de Grana, und die Münsterischen, unter dem Gen. Major Grandvillier denselben Tag gleichfalls über diesen Fluß, und befanden sich insgesamt, nebenst den Lothringern, so auf dem Hundsrück lagen, den 5. dieses vor der Stadt.

Karl Kaspar von der Leyen, Kurfürst von Trier

Der Kurfürst von Trier, welcher eine Zeit heldenhaft allerhand Kriegs-Vorrat und Lebensmittel zusammen gebracht hatte, ließ dieselbe hierauf, samt einer großen Anzahl Geschützes, dahin führen, und stießen noch einige Truppen unter dem Baron von Leyen dazu. Selbigen Tags begunnte man Quartier rings um die Stadt auszuteilen, und nahmen der Herzog von Lothringen mit seinen Truppen, der Marquis de Grana mit den Kaiserlichen, und der General Major Grandvillier mit den Münsterischen das Ihrige vor der Pforte St. Simeon, der Herzog von Lüneburg, und der Fürst von Osnabrück mit ihren Truppen das Ihrige vor der St. Matthias-Pforte; der Marquis de Louvigny aber mit den Spanischen.  Der Baron von Leyen mit den Trierischen und der Graf von der Lipp mit den Truppen, so unter seinem Kommando stunden, das Ihrige an der Mosel vor der Brücke der Stadt.

Der 6. 7. und 8. dieses ward mit Schlag- und Befestigung des Lagers zugebracht, und schickte der Marquis von Louvigny allerhand Materialien von Luxemburg, um zwei Brücken an der Mosel zur Kommunikation der Quartier zu verfertigen. Den 8. Dito begab sich besagter Marquis nach gedachtem Luxemburg, das Regiment zu Pferd des Barons von Orsbek, das Dragoner Regiment des Barons von Berlo, und die Hälfte von des Prinz Herman von Baden Regiment zu Fuß, und des Baron von Kielmanseck von dannen abzuholen, und kame denselben Tag mit diesen Truppen wieder dahin.

Mittlerweil nun die Konföderierten ihre Parteien in Ordnung stellten, bekamen sie Bericht, daß der Marschall von Crequi, welcher einige Truppen bei Diedenhofen versammelt, und erst neulich einen starken Succurs aus Niederland, unter dem Feld-Marschall Marquis de la Trousse, und dem Brigadier, Chevalier du Surdis, bekommen hatte, mit demselben bis an die Saar und Mosel, ans Dorf Tawern gekommen wäre; weswegen Kriegsrat gehalten, und einhellig beschlossen wurde, daß man diesem Marschall, wann man sich anderst der Stadt Trier bemächtigen wolle, eine Schlacht liefern müsste.

Solchem nach, brach man mit der ganzen, beides Lüneburg als Lothringischen Reiterei, und vier Bataillonen Fußvolks und Dragoner auf, und wurde der General-Major Grandvillier mit 2500 zu Fuß, und 6 Stücken Geschützes auskommandiert, einen vorteilhaftigen Platz an den Seiten der Mosel, gegen Kloris über, einzunehmen, von da man allen Succurs (Schanzen, Anm.), den der Marschall von Crequi langst diesem Fluß in Trier zu bringen sich unterstehen möchte, zu verhindern verhoffte, der General Major von der Leyen aber wurde mit einigem Fußvolk und Reiterei bei der Brücke, die man oberhalb Pfalz geschlagen, gelassen, und marschierten also die Konföderierten längs der Saar fort, allwo man eine Stund von dannen, des Feindes Armee, so immer anmarschierte, vor dem Dorf Tawern, eine Stunde von der Conzer Brück, in Schlacht-Ordnung stehen sähe.

Derowegen ließen die Herzogen von Braunschweig und Lüneburg ihre Truppen still halten, und begaben sich mit dem Herzog von Holstein, ihrem Feldmarschall, und andern Generals-Personen auf eine Höhe, von dannen sie ganz das Französische Lager sehen konnten.

Hierauf ward abermals über das, was vorzunehmen wäre, Kriegsrat gehalten, und beschlossen, daß man den Grafen von der Lipp, der mit 2000 Pferden jenseits der Mosel (bei Euren) lag, zu sich entbieten, und das übrige Fußvolk kommen lassen sollte, von welchem jedoch 2 Bataillonen, unter dem Baron von der Leyen zu Verwahrung der Brücke und Bagage geblieben, bei denen man auch 4 Squadronen zu Pferde, sechs Fahnen des Bischofs von Münster, und 3 von des Kurfürsten von Trier gelassen.

Ingleichen so konjungierte sich der General Major Grandvillier mit Ihren Durchlaucht, Durchlaucht, und weil derselbe auserlesene Völker bei sich hatte, so schickte man dieselbe wieder zurück, und ließ andere an ihre statt kommen. Die abgemeldete Truppen, so man zur Verwahrung der Brücke gelassen, verschanzten sich daselbst, damit sie wider allen Anfall der Französischen Garnison in Trier desto sicherer sein möchten.

Es dienet aber von Gelegenheit dieses Orts kürzlich zu wissen, daß die Conzer Brück an der Saar, nicht weit davon, allwo dieser Fluß in die Mosel fällt, geschlagen, und mit zweien festen Türmen, so sie defendiren, versehen ist: Von dieser Brücke vertrieben die Lothringischen den 8. Aug. nach zweien Kanonenschüssen, 20 Franzosen unter einem Lieutenant, wiewohl sie sich daselbst wohl hätten halten können, denn die Türme 16 Schuh weit voneinander stehen, und ihnen bald 300 Reiter zum Succurs kamen, die Joch dieser Brücke waren abgebrochen, und auf beiden Seiten ein Furth, da etwa 20 Reiter neben einander durchziehen konnten, wiewohl ihnen das Wasser bis an den Sattel ging. Diese Brücke ließ der Herzog von Holstein wieder ausbessern, damit das Fußvolk darüber marschieren könnte.

An diesen Fluß nun zu gelangen, muß man durch sehr böse Wege von der Höhe herab gehen, 2000 Schritt aber jenseits dieses Flusses hat es ein flaches Feld, von dannen man in ein sehr weites Tal kommt, auf dessen rechten Seiten beim Eingang ist ein Berg (Liescher Berg), der allenthalben sehr bös zu steigen ist, auf der linken Seiten aber ist ein Morast, der sich bis zu oberst an die Saar erstrecket, und gehet dieses Tal bis an das Dorf Tawern, und teilet sich in 2 oder 3 Wege.

Wie nun um 8 Uhr des Morgens die Generalen den Feind ganz still in seinem Lager sahen, und daß derselbe seine Wägen an die Mosel geschickt, das Proviant, so daselbst ankommen, abzuholen, so resolvierten sie sich, in aller Eile über diesen zu marschieren, und zwar die Reiterei und Dragoner durch den Furth, das Fußvolk aber, über die Brücke, gehen zu lassen. Indessen war der Herzog von Lothringen noch im Lager geblieben, weswegen ein Offizier an ihn abgefertigt wurde, ihm von Beschaffenheit der Sache Bericht zu erstatten, der denn auf die Nachricht, so man ihm gegeben, sehr sorgfältig war, und riete, daß man diese Gelegenheit nicht aus Händen gehen lassen, sondern es wagen sollte, zu schlagen.

Es waren aber ihrer viel einer widrigen Meinung, und hielten dafür, daß es wegen der vorteilhaften Postur der feindlichen Armee unmöglich sein würde, desfalls zu einem erwünschten Ende zu gelangen: Diese Sache ward deswegen, den 10. dieses, wohl erwogen, da dann dem Marquis de Grana großes Lob gebühret, der mit seiner Stimme, daß man Angesichts zum Feind übergehen, und schlagen sollte, durchgedrungen, und seine Meinung so gut behauptet, daß man solches des andern Tages zu tun beschlossen:  Zu diesem Ende wurde der übrigen Armee Order erteilet, mit der Artillerie zu marschieren, ausgenommen 2 Squadronen von der Kavallerie, und 9 Bataillonen zu Fuß, die man mit dem groben Geschütz vor Trier gelassen, und verschanzet, und die ganze Bagage hinter den Truppen ließ. Hierauf marschierte man des Morgens (11. Aug.) gegen den Feind, um welche Zeit der Herzog von Zell, den Herzog von Lothringen ersuchen lassen, daß er, wenn es seine Unpässlichkeit zuließe, bei dieser Occasion sich einfinden wollte, welches dann dieser großmütige Fürst nicht ausgeschlagen, sondern mit 4 Squadronen seiner Reiterei, die er zu Garde bei sich behalten, angezogen, und eben um die Zeit angelanget, da der linke Flügel der Reiterei ein wenig in Unordnung geraten, und vom Feind bis an den Fluß getrieben worden, und auch schon einige Squadronen über denselben gegangen gewesen, jedoch aber bald sich unerschrocken wieder zum Treffen gewendet.

Nachdem nun solcher Gestalt der Streit fest gestellt worden, so erhielte der Marquis de Grana, General der Kaiserlichen Bataillon die Ehre, über den rechten Flügel, der in 15 Squadronen Lothringischer Reiter, und 2 Squadronen Dragoner, nebenst 5 Bataillonen Fußvolks, und des Grafen von Chavagnac Fahnen bestünde, zu kommandieren. Gedachter Marquis postierte sich vor die leichte Pferde des Herzogs von Lothringen, der Monsieur de Granvillier aber, Gen. Major des Heiligen Bischofs von Münster, vorne vor die 5 Bataillone. Die Fürsten von Lüneburg, nämlich der Herzog von Zell, und sein Herr Bruder, der Bischof von Osnabrück, aus deren Truppen die Mittelordnung, und der linke Flügel, bestünde, gaben das Kommando über die Reiterei des besagten Flügels dem Grafen von der Lipp, General-Major, das über das Fußvolk aber dem Baron von Uffeln, und dem Herrn von Ende, alle beide General-Majors. Beide Ihre Durchlaucht Durchlaucht, blieben mit dem Herzog von Holstein, ihrem General-Feld-Marschall, in der Mittel-Ordnung, um überall die nötige Order zu erteilen.

Marquis François de Créquy

Der Marschall von Crequi, dem der Konföderierten Vorhaben nicht unbewusst sein konnte, indem alles in seinem Gesicht vorginge, lagerte sich mit seiner Armee den 6. August Angesichts der Conzer Brück; weswegen die Wacht, die man den 9. dieses, nachdem der Feind davon weggejagt worden, dahin gestellt hatte, den Generals-Personen der Konföderierten Armee wissen ließ, daß des Feindes Avantgarde sich bis auf einen Kanonenschuss der Saarbrücke postieret; gestalte man dann von denen Höhen (oberhalb Konz), auf denen die Konföderierte, ehe sie über den Fluß gezogen, gelegen, unterschiedliche  Zelte des Feindes, so sich in 2 Linien an einem sehr vorteilhaften Ort in Schlacht-Ordnung gestellt, sehen konnte.

Den 11, Aug. (Sonntag) des Morgens um 8 Uhr marschierte man über den Fluß, der rechte Flügel avancierte nach dem (Liescher) Berg, dessen oben gedacht worden und gab der Oberste Thouvenin mit seinen Lothringer dergestalt Feuer auf die Hauptwache des Feindes, daß dieselbe übern Haufen geworfen wurde. Unterdessen schickte der Marquis de Grana einige Reiter und Dragoner nach der Mosel, um sich der Wägen die man 2 Stunden zuvor daselbst hat sehen können, zu bemächtigen, die in die 20 feindlichen Dragoner, welche die kleinen Proviant-Schiffe (bei Reinig) bewachet, zerstreuet, und selbige hierauf, nach dem man sie bekommen, in Sicherheit gebracht.

Es wurden auch zwei Fahnen Dragoner kommandiert, den Berg einzunehmen, denen die Herren d'Arnolet, und la Chausse, jeder mit einem Cornet leichter Pferde von Seiner Durchlaucht dem Herzog von Lothringen, wie auch die Herren von Chauvire, und von Mitry, welche seine Garde kommandierte, folgten.

Mittlerweil nun die Konföderierten an der Saar angekommen, war der Feind in geschwinder Eile aus seinem Lager aufgebrochen, also daß diese 2 Sqadronen, als sie dahin kommen, des Feindes Reiterei  und Fußvolk auf einer Höhe (Kehlberg) 200 Schritt von dannen in einer geraden Linie angetroffen, wiewohl sie durch ein tiefes Tal (Faselgrad, zwischen Kehlberg und Granahöhe) von einander abgeschieden wurden; die übrige Lothringische Reiterei aber begab sich daselbst gleichfalls, soviel der Platz solches zuließ, in 2 Linien.

Im mittelst stellte sich der Feind auch auf der andern Seiten in Ordnung, und weil man vermerkte, daß derselbe einiges Fußvolk kommandiert, den Wald einzunehmen, so ließ der Marquis de Grana, welcher bereits 4 Fahnen Chavagnafischer Dragoner in dieses Tal hat kommen lassen, auch alle Lothringische Dragoner dahin marschierten, um sich eines Bergs, der auf der rechten Seiten fast nicht zu besteigen war, zu bemächtigen, und den Feind zu verhindern, daß er sich desselben, wie er solches, allem Ansehen nach zu tun gesinnt war, nicht versichern möchte, solchem nach stiegen die Dragoner geschwind hinauf und kamen eben zu rechter Zeit an, dieweil der Feind sich bereits in dem Wald sehen ließ.

Indessen führte der General Major Granvillier eine Bataillon Fußvolks, welche der Marquis Nigrelli kommandierte, auf halben Weg von dem Berg, da die Dragoner waren, und dieser Platz war, so zu reden, der erste Ort, wo der Angriff geschehen; und weil man auf dieser Seiten starkes Musketenschießen hören, und Kundschaft erhalten, daß des Feindes Fußvolk in großer Anzahl auf sie zu avancierte, so wurde der Marquis von Nigrelli kommandiert, daß er die Höhe des Berges zu gewinnen, und mit den Dragonern durch den Wald sich dem Tal zu nähern trachten sollte; welche ihre Order, obwohl alle Soldaten und Offiziere durch den so eilenden Marsch über die Brücke sehr müde und abgemattet waren, trefflich wohl vollzogen.

Hierauf begunnte man mit einem kleinen Stück Geschütz, welches eben zu rechter Zeit mitgebracht worden, zu schießen, und käme im selbigem Augenblick der Herr d'Autel, Oberst über ein Spanisches Regiment zu Fuß, mit seiner Bataillon dazu, welche zwischen den Wachen, und das Regiment des Herrn du Puis gelegt wurde, dem auch die drei andere Bataillonen folgten, und weil der Herzog sähe, wie viel an Erhaltung des Postens, den der Marquis de Grana eingenommen, gelegen wäre, so schickte er von seinen Truppen Bataillonen des General Major von Uffeln mit etlichen Stücken Geschützes dahin, welche treffliche Dienste taten.

Ingleichen ermangelte auch der Feind nicht, sein Geschütz dahin bringen zu lassen, und stellte sich zu unterschiedlichen male, als ob er diesen Flügel angreifen wollte; weswegen sich der Marquis de Grana mit den vornehmsten Offizieren beratschlaget, ob sie es nicht für ratsam befänden, daß man, wenn alles in Ordnung würde gestellt sei, gerad auf den Feind los gehen sollte? Welches sie zwar insgesamt für gefährlich aber ganz notwendig hielten.

Um dieselbe Zeit käme der Herr Chauvet, General Lieutenant über die Zellische Truppen, zu gedachtem Marquis, und brachte ihm Order, gegen den Feind zu avancieren, wovon auch den Dragonern Nachricht gegeben, und dem Marquis von Nigrelli befohlen wurde, mit denen Truppen, die auf halben Weg von dem Aufgang des Berges lagen, dergleichen zu tun.

Die Sorge für die rechte Seiten, als eine Sache woran sehr viel gelegen war, wurde dem Herrn Granvillier überlassen, und avancierten die leichten Pferde, und die Garde des Herzogs von Lothringen, wie auch die Bataillonen des von Eltern, das Regiment des Obristen du Puis, die Münsterischen Truppen, das Regiment des Obristen Thouvenin und die Bataillon des General Majors von Uffeln, und stellten sich in Ordnung; die Lothringischen Regimenter aber, der Obristen Mercy, Deboux. Mortel, und von Rosieres, woraus die zweite Linie bestunde, wurden gleichfalls kommandiert, herbei zu rücken, und den Feind von der Höhe (Kehlberg), worauf derselbe lag, vertreiben zu helfen, welcher von ihnen, unerachtet sehr stark geschossen, und es damit sehr schwer hergegangen, ganz und gar übern Haufen geworfen wurde, wiewohl solches nicht ohne Verlust vieler braven Leute hingegangen.

Diese verfolgten sofort den Feind, und hatte man große Mühe, die zweite Linie, welche einen Anteil an dieser Ehre haben wollte, zurück zu halten. Nichts desto weniger versammelte sich der Feind wieder, und wendete sich zu unterschiedlichen malen, wurde aber jedes Mal zurück geschlagen. Unterdessen hatte der Herr von Granvillier, ein geborener Untertan des Königs von Spanien, und der große Ehre in den Niederlanden erworben, mit des Feindes Fußvolk im Wald zu tun, welchem er dann stark zusetzte; Gestalten der Marquis de Grana diesem Offiziere in seinem Schreiben an Ihre Kaiserliche Majestät, und dem Grafen Montecuculi. ein gutes Zeugnis gegeben, und unter anderem gemeldet, daß er, als von einem im Krieg wohlerfahrenen und getreuen Kriegs-Offiziere, keine bessere noch tapfere Hilfe hätte haben können.

In diesem Gefecht war eine Französische Bataillon des General Hermandois ans die Höhe (Kehlberg) kommen, welche anfänglich für eine Lüneburgische Bataillon gehalten wurde; als man aber solches innen worden, gab das Regiment des Obristen von Autel, und zwei Lothringische Squadronen von der zweiten Linie eilends auf dieselbe Feuer, welches sie aber aushielte, und folgend eine Salve, wiewohl ohne einigen Vorteil gab.

Damals nahm das Gefechte sowohl auf der linken, als rechten Seiten seinen Anfang, und fochten die Fürsten von Lüneburg, und der Herzog von Holstein (a, d, linken Flügel) gegen die Franzosen mit großer Tapferkeit, sahen aber nicht ohne besonderes Missfallen, daß in ihrem linken Flügel 2 Zellische Squadronen zurück getrieben, und etliche Schritte hinter sich zu weichen genötigt worden; es führte sie aber ihr Herzog mit dem Degen in der Hand wieder an, und gab ihnen wegen dessen, was sie getan, einen Verweis, also daß die Schäme ihnen wieder einen Mut eingegeben, und sie vortreffliche Weck-Zeichen ihrer Tapferkeit sehen lassen.

Die Osnabrückische Reiterei, welche zu äußerst an diesem Flügel hielte, wobei sich auch das Regiment der Reiterwacht des Herrn Bischoffs befände, bemühet sich aufs äußerste, durch den Feind zu brechen, auf welchen dann, nachdem dessen linker Flüge! geschlagen worden, die Lothringischen von dem rechten Flügel der Konföderierten stark Feuer gegeben; in währendem diesem ganzen Gefechte befanden sich die Herzoge von Lüneburg stets an dem Ort, wo dasselbe am heftigsten war, und kame der junge Fürst von Osnabrück (Georg Ludwig, später König von England), ein Herr von 15 Jahren, seinem Herrn Vater nimmer von der Seiten.

Der rechte (siegreiche) Flügel, bei welchem sich 16 Lothringischen Squadronen befanden, trieb den Feind mit ungemeiner Heftigkeit auf die Höhe, welche sie in vollem Laufs, wie die Katzen hinauf geklettert, allwo der Feind ihrer mit starken Squadronen und Bataillonen mit den Knien auf der Erden und 4 Stücke Geschützes erwartet. Dieses alles aber konnte dem tapferen Angriff der Lothringischen nicht widerstehen; denn es schlugen dieselben in nicht ganz einer viertel Stunde den ganzen linken Flügel des Feindes von der ersten und zweiten Linie in die Flucht, bemächtigten sich des Geschützes, und gingen hierauf der feindlichen Batterie in die Flanke, eroberten zugleich das Haupt-Quartier, und die Wachstation, und brachten hierdurch den Feind in solche Verwirrung und Schrecken, daß sich alles auf die Flucht begeben, und kein Widerstand mehr gefunden ward; unterdessen wurde der Marquis de la Trousse, und Chevalier du Sourdis, die sich zum Öfteren wiedergesetzt hatten, und den Wald zu gewinnen getrachtet, von zwei Squadronen des Herrn von Rousieres, welche die einige von der zweiten Linie gewesen, so bei dem Marquis de Grana geblieben waren, weil die übrige, den Feind zu verfolgen, kommandiert wurden, abgeschnitten.

Und ist nicht zu leugnen, daß die ganze Französische Reiterei sich sehr wohl gehalten, und mit großer Tapferkeit gefochten habe, dieses aber ungeachtet, so wurden doch alle ihre Squadronen durchbrochen, daß in allen nicht 50 Reiter davon gekommen sind.

So ist auch das Fußvolk, welches überall, wo es gefochten, große Ehre eingelegt, meistenteils niedergemacht und ihrer sehr wenig in den Wald entkommen. Diese Niederlage des linken Flügels des Feindes verursachte bei den übrigen einen großen Schrecken, und hat den völligen Sieg, den man nachgehends erhalten, nicht wenig befördert. Mit einem Wort, so haben die obgedachten  16 Lothringische Squadronen und zwei Regimenter Dragoner (unter Grana), die Battaglie gewonnen, allermassen die Herren Herzogen von Zell und Osnabrück solches gegen Seiner Durchlaucht von Lothringen selbst gestanden, und allen Kämpfern das rühmliche Zeugnis gegeben.

Besagte Seine Durchlaucht von Lothringen hat das Kommando über seine Truppen dem Marquis de Grana anvertraut, welcher sich als ein standmütiger Held vortrefflich erwiesen, und welches wohl zu merken, so ist keine einzige Lothringische Squadron getrennt oder geschlagen worden, wiewohl ihr Verlust nicht gering gewesen, indem viele gemeine Soldaten umgekommen, und deren noch viel blessiert worden (300 Mann). Von Offizieren haben sie wenig verloren, und ist nur ein Rittmeister und zweien Leutnant auf dem Platz geblieben, und etliche andere blessiert worden.

Der Marschall von Crequy, von dem man erstlich nicht gewusst, wo er hinkommen ist, wie man aus der Anzahl seiner Squadronen und Bataillonen abnehmen können, in die 8000 bis 9000 Mann stark gewesen, dann es hat derselbe 36 Squadronen zu Pferde, jede von 3 Standarten, und 9 Bataillonen Fußvolk, wie auch 10 Kompanien Dragoner, nebenst 11 Stücken Geschützes gehabt.

Die 2 Bataillonen von der Französischen Garde wurden ganz in Stücke zerhauen, ingleichen auch die 2 von Normandie, und eine von Grancey, von welcher letzteren der General Quartiermeister gefangen worden.

So ist auch nicht das Geringste von der Bagage davon kommen, welche so schön gewesen, als man jemals mit Augen gesehen, auch alles Geschütz erobert worden. Der Feind hat durch 20 Wege in höchster Unordnung die Flucht genommen, und beides, Fahnen als Standarten verloren. Von der Infanterie sind wenig gefangen worden, weil man ihnen, insonderheit aber die Deutschen, kein Quartier (Pardon) gegeben, dergestalt, daß über 3000 Franzosen auf dem Platz geblieben, indem die Wahlstatt, und ein gutes Stück Weges bis nach Sirck, dahin sie die Alliierten verfolget, mit Toten gleichsam überdeckt gewesen, der Gefangenen aber sich nicht über 500 befunden, die doch meistenteils verwundet.

Die Konföderierten lagerten sich hierauf auf die Wahlstatt, und taten drei Salven mit dem Geschütz zum Zeichen der Freude, und ward an diesem für den so herrlichen Sieg GOTT gedanket: Der Marschall von Crequy aber hat sich in Trier reteriret.

Nach geendigtem Treffen und erhaltenem Sieg, gingen die Konföderierten wieder vor Trier, und gebrauchten davor solchen Ernst, daß die Französische Garnison, nachdem man sich aller ihrer Außenwerke bemächtiget, und durch zwei Minen ein guter Teil der Mauer in den Graben geworfen worden, so daß man Bataillonen-weise hinein gehen konnte, zu akkordieren begehrte, und ginge endlich der Accord dahin, daß alle Soldaten zu Fuß ohne Gewehr und Bagage, ingleichen die Reiterei, jedoch auch ohne Waffen und Pferde ausziehen, die Offiziere alle, sowohl der Marschall von Crequi, als der Treforir, Intendant und Königliche Kommissarien, sich auf Diskretion ergeben sollten.

Hierauf schickte man den 29. August um 6 Uhr des Morgens, einige Kaiserliche Soldaten, in demselben Mond vor der neuen Pforten, oberhalb der Mosel, Posto zu fassen: Weil man darin eine große Menge gefüllter Granaten wahre, und ein Musketier seinen Lunten ungefähr darauf fallen ließ, wovon dieselbe Feuer gefangen, und 50 Mann niedergeschlagen und verwundet, als ginge alles, weil sich diese einbildeten, daß es eine Mine wäre, welche die Franzosen hätten springen lassen, darunter und darüber, und wurden viel der Franzosen niedergestoßen, ein guter Teil, so sich verstecket gehabt, hervor gesuchet, fast alle bis aufs Hemd, auch viel nackend ausgezogen, die Offizier gefangen genommen und etliche Judenhäuser geplündert. Die Garnison zog um drei Uhr Nachmittag, in 1500 Mann stark, meistenteils verwundet aus, welches der armselige Rest von 5000 Mann, so im Anfang der Belagerung darin gelegen, war. Der Marschall de Crequi aber war ein wenig vor der Garnison von 5 oder 6 Garden begleitet, ausgezogen, welche ihn gefänglich zum Herzog von Holstein geführt. Solchem nach hat man, wegen so beschehener Erledigung, Sonntags den 12, Sept. in der Thumkirche zu Trier, nachdem selbige von dem Herrn Suffraganeo wieder geweihet worden, das Te Deum laudamus folennisfime gesungen und Gott vor so gnädige Erlösung herzlich gedanket, wobei sowohl die Bürgerschafft als Soldaten aufgewartet, und das Geschütz sich tapfer hören lassen.