Die Kaisertherme zählen mit einer Gesamtfläche von 255 x 145 m (ca. 37.000 qm) zu den größten und prächtigsten Bauwerken die während der römischen Epoche in ganz Europa (ausgenommen Rom) erbaut wurden. In Trier waren nur noch die Barbaratherme (die zweitgrößte Thermenanlage des Römischen Reiches) mit einer Grundfläche von rund 42.000 qm größer. Von den 3 römischen Badeanlagen Triers (Thermen am Viehmarkt, Barbaratherme und Kaisertherme) sind die Kaisertherme die Jüngsten und gleichauf die Imposanteste.
Mit dem antiken Bau der für die Öffentlichkeit bestimmten Anlage wurde bereits im 3. Jahrhundert begonnen und von Kaiser Konstantin bis zu seinem Abzug aus Trier (ungefähr im Jahr 326) mit kleinen Unterbrechungen fortgeführt aber nicht vollends fertiggestellt. Zu jener Zeit bildeten die Kaisertherme den prunkvollen Abschluss der von der Römerbrücke aus quer durch die Stadt führenden Prachtstraße. Allein das Warmwasserbad der Kaisertherme (die heutige Ruinenfront) umfasste 3 voneinander getrennte Warmwasserbecken und war von der Grundfläche bereits größer als die Porta Nigra. Die mit Holzkohle gespeiste Heizungsanlage konnte eine Temperatur von bis zu 600°C erzeugen. Mit ihrer Hilfe wurden die Säle und Räume durch Fußbodenheizungen erwärmt. Die zahlreichen Feuerstellen lagen an den Außenmauern und in den Innenhöfen zwischen den Räumen. Sie leiteten die Wärme in die Hallen, Wannen und Schwimmbecken. Ein weitverzweigtes, teilweise zweistöckiges unterirdisches System von Bedienungsgängen sollte für einen reibungslosen und ungestörten Ablauf des Badebetriebs sorgen.
Ihr schweres Gussmauerwerk war mit rohbehauenen Kalksteinen verblendet. Auf der Hauptachse lagen von Osten nach Westen aneinander gereiht das Warmwasserbad (Caldarium), der runde Saal des Warmluftbades (Tepdarium), das Kaltwasserbad (Frigidarium) und schließlich der ringsum von weiteren Hallen umgebene Sport- und Gymnastikplatz (Palaestra). Die heute nicht mehr erhaltene und sehr prunkvoll gestaltete Westfassade (Richtung Weberbachstrasse) war die eigentliche Sichtseite und der Eingangsbereich der Anlage. Der in der Mitte der Westwand gelegene Eingangsbereich wurde nach Art des Triumphbogen Konstantins (Rom) als wuchtiger Portalbau mit 3 Einlässen angebaut.
Viele Jahre gingen ins Land ohne das die prunkvolle Badeanlage des kaiserlichen Palastbereichs vollends fertiggestellt werden konnte. (Nach archeologischen Forschungen konnte der Badebetrieb - wenn überhaupt nur eingeschränkt stattgefunden haben). Im Jahr 326 zog sich der römische Kaiser aus dem unruhig gewordenem Trier zurück und verlegte seinen Sitz weiter südlich ins sichere Byzanz (später Konstantinopel – heute Istanbul). Die Arbeiten an den Kaiserthermen wurden für die folgenden Jahre komplett eingestellt. Als im Jahr 355 erneute Franken und Alemannen die Stadt einnahmen und verwüsteten, konnte man sich der Badeanlage nicht mehr annehmen und das prunkvolle Gebäude begann zu verfallen.
Nordöstlich wurde ein neues, aber verhältnismäßig kleines Badehaus errichtet. Die genaue Nutzung der neuen Anlage ist bis heute nicht bekannt, es wird aber von einer repräsentativen Reiterkaserne der berittenen kaiserlichen Leibgarde ausgegangen. Als solches oder ähnliches wurde sie genutzt bis sich der römische Kaiser kurz vor der Jahrhundertwende endgültig aus dem wieder bedrängten Brandherd Trier zurückzog.
Zwischen den Jahren 406 und 407 durchbrachen die Franken erneut die römische Mauern und stürmten die Stadt. Zum wiederholten Male fielen sie auf ihren wendigen Pferden in die Stadt ein und töteten und brandschatzten was immer sie vorfanden.
Diesmal blieben die Franken Sieger und übernahmen die Macht in Trier und ganz Gallien. Langsam beruhigte sich die Lage wieder und die Bevölkerung begann unter den fränkischen Herrschern ihr Leben fortzuführen. Zerstörte Häuser und Bauwerke wurden wieder aufgebaut, wobei hierzug u.a. der westliche Teil der beschädigten (ehem.) Thermenanlage als Steinbruch diente. Den restlichen Teil haben die Trier zu ihren Zwecken umbauen/bebauen dürfen und später besiedelt.
Um das Jahr 1100 entstand auf dem Gelände die Pfarrkirche Sankt Gervasius und um 1300 die Klosterkirche St. Agneten mit weiteren Werkstätten und Wohnbauten (mind. 3 Kirchen und 1 Kloster konnten nach Ausgrabungen nachgewiesen werden). Während der westliche Teil als Steinbruch nach und nach abgetragen wurde, blieb der östliche Teil mit dem mächtigen Caldarium, dessen Außenwände noch heute die charakterlichen Kaiserthermen bilden, bestehen.
Im Jahr 1102 wurde in Trier mit dem Bau der mittelalterlichen Stadtmauer begonnen und in dessen Zuge befahl Erzbischof Albero die Ruinen der Ostfassade in den Bau der Stadtmauer mit einzubeziehen. So wurde eines der mächtigen Fenster des ehemaligen Warmwasserbades nach einer Bodenaufschüttung zu einem mittelalterlichen Stadttor umgebaut. - Die ehemalige prunkvolle kaiserliche Thermenanlage verging zu einer (wenn auch einzigartigen) Eckbastion der Trierer Stadtmauer.
Seit diesem Umbau diente sie auch als Wohnsitz des Stadtkommandanten und neuen Burggrafen Triers. (Dank dieser Umgestaltung blieben uns die heutigen Überreste der Ostfassade erhalten).
Mit Napoleons Machtergreifung und Einmarsch der französischen Truppen verlor die Torbefestigung vollends an Funktion und Bedeutung. Als nach Napoleon die Preußen die Macht übernahmen wurde um das Jahr 1816 mit der Abtragung der mittelalterlichen Umbauten und der Freilegung des großen Warmwasser-Bads (Caldarium) begonnen.
In der Folgezeit (besonders 1912-1914) fanden die ersten aufwendigen Untersuchungen auf dem gesamten Areal statt.
Noch vor den Kriegen wurden die Klosteranlagen zu Wohnungen für die Bevölkerung umgebaut, die aber während des Krieges im Winter 1944/45 in Schutt und Asche gelegt wurden.
Von dem einst grandiosen Bauwerk ragt heute noch die malerische Ruine des ehemaligen Warmwasserbades im Ostteil der Anlage über 19m empor. Und so erhaben der Eindruck auch sein mag, so sehen wir heute oberirdisch nur noch einen kleinen Bruchteil der einst 37.000qm großen Gesamtfläche.
Abb.1: gemeinfreie Bilddatei - Urheber: Berthold Werner - Wikimedia Commons - https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Trier_Kaiserthermen_BW_1.JPG
Abb.2: © Berthold Werner - CC BY-SA 3.0 - GNU-Lizenz für freie Dokumentation - https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Trier_Kaiserthermen_BW_5.JPG
Abb.3: © Berthold Werner - CC BY-SA 3.0 - GNU-Lizenz für freie Dokumentation - https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Trier_Kaiserthermen_BW_4.JPG
Abb.4: Die Kaiserthermen - Führungsblatt des Prov.-Museum - Prof. Dr. E. Krüger, 1921
Abb.5: Führungsblätter des Landesmuseums Trier Nr. 4 (9. Auflage) - Die Kaiserthermen in Trier - Prof. Dr. E. Krüger, 1942
Abb.6: Gymnasial-Bibliothek - Herausg. Prof. Hugo Hoffmann, Erfurt - 53. Heft "Das römische Trier" von Dr. Franz Cramer, Gütersloh 1911
Abb.7: Die Kaiserthermen - Führungsblatt des Prov.-Museum - Prof. Dr. E. Krüger, 1921
Abb.8: Die Kaiserthermen - Führungsblatt des Prov.-Museum - Prof. Dr. E. Krüger, 1921
Abb.9: Die Kaiserthermen - Führungsblatt des Prov.-Museum - Prof. Dr. E. Krüger, 1921
Abb.10: Die Kaiserthermen - Führungsblatt des Prov.-Museum - Prof. Dr. E. Krüger, 1921
Abb.11: Führungsblätter des Landesmuseums Trier Nr. 4 (9. Auflage) - Die Kaiserthermen in Trier - Prof. Dr. E. Krüger, 1942
Abb.12: gemeinfreie* Bilddatei - Wikimedia Commons - https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Trier_%E2%80%93_Kaiserthermen_-_Kupfersich_um_1800_-_Jacques_M.S._Bence.png
Abb.13: gemeinfreie* Bilddatei - Zeichnung von Johann Jakob Tanner, ca. 1840
Abb.14: gemeinfreie* Bilddatei - Zeichnung von August Karl Jos. A. Migette, 1876
* Dieses Bild ist gemeinfrei, denn
• das Werk wurde von seinem Rechteinhaber durch Verzicht auf das Urheberrecht als Public Domain nach amerikanischem Recht freigegeben, oder
• das Werk wurde unter einem solchen Nutzungsrecht zur Verfügung gestellt, dass es von jedermann frei benutzbar und veränderbar ist (§ 31 Abs. 1 UrhG), oder
• die Urheberrechtsschutzdauer ist abgelaufen, weil mindestens 70 Jahre - bei Fotos: 50 Jahre - seit dem Tod des Urhebers vergangen sind, oder
• eine Anwendung des Copyright kommt nicht in Frage, da eine bloße technische Reproduktion einer gemeinfreien Vorlage vorliegt oder das Werk über keine eigene Schöpfungshöhe verfügt
Weitere ausführliche Informationen gibt es in den Wikipedia-Artikeln Gemeinfreiheit und "Bildrechte".
Weitere Quellen: