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Vorgeschichte

Als Eucharius, der erste Trierer Bischof im für Christen noch unsicheren 3. Jahrhundert nach Trier kam, wurde dem Prediger im noch heidnischen Trier gleich übel nachgestellt. Er floh vor seinen Verfolgern in das südlich von Trier gelegene Haus einer römischen Senatorwitwe namens Albana. Sie nahm ihn in ihrem, nahe der heutigen Benediktinerabtei gelegenem Haus auf und Eucharius begann seine Mission den christlichen Glauben im noch heidnischen Trier zu verbreiten.

Nach Witwe Albanas Tod errichtete Eucharius an jener Stelle eine Gebetsstätte nebst Gruft. In dieser Hausgruft wurde die Witwe Albana, Ihr Mann (ein ehemalige römische Senator), Bischof Eucharius und sein Nachfolger Bischof Valerius bestattet



(Abb.1) Eingangsportal

1. Kirchenbau

Um das Jahr 450 ließ der Trierer Bischof Cyrillus die Kapelle des Eucharius durch ein größeres Gotteshaus ersetzen und eine Grabstätte für die Gründerbischöfe der Trierer Kirche (Eucharius, Valerius und Maternus) errichten. Die „Cyrilluskirche“ hatte eine Länge von 20 Metern und war etwa 8 Meter breit. Sie ist der erste Vorgängerbau der heutigen Sankt Matthias Basilika. (Von den vorromanischen und spätantiken Bauten sind mit Ausnahme der Grabgrüfte keine mehr erhalten).

Im Jahr 882 wurde Trier von plündernden Wikingerhorden (Normannsturm) aufgesucht und gebrandschatzt. Dieser brutalen Stadtzerstörung fiel auch die Cyrilluskirche zum Opfer. Die Mönche des Klosters konnten aber noch rechtzeitig gewarnt werden und vergruben ihre kostbarsten Schätze weit verteilt im umliegenden Klosterbereich.  So vergruben sie auch die Gebeine des Apostel Matthias, die von der heiligen Helena gefunden, nach Trier gebracht und durch Agritius nach Sankt Eucharius überführt wurden. Doch alle Mönche wurden von den Wikingern getötet oder sind aus Trier geflohen und als keiner mehr übrig war, der wusste wo die Schätze vergraben lagen, konnten einige von ihnen nicht mehr aufgefunden werden und blieben verloren.  

Nachdem die Winkinger die Stadt verlassen hatten, lag ganz Trier in Trümmern. Es fehlte an Mensch und den notwenigen finanziellen Mittel um mit dem Wiederaufbau der Stadt zu beginnen und so dauerte es noch fast 100 Jahre bis die Kirche von St. Eucharius (St. Matthias wird sie erst später genannt) wieder neu gebaut werden sollte.  

Im folgendem 10. Jahrhundert konnte sich der Zustand der Stadt wieder normalisieren und Trier erlang unter dem Erzbischof Egbert neuen Glanz. Ab ungefähr dem Jahr 980 wurde unter dem Erzbischof mit dem Wiederaufbau zahlreicher Bauwerke begonnen und schließlich ganz Trier renoviert. 

(Abb.2)

2. Kirchenbau

Im Zuge des Wiederaufbaus wurden auch die Arbeiten in der Abtei aufgenommen. Unter Egbert errichteten die Baumeister an gleicher Stelle ein den Vorgängerbau nochmals in seiner Größe übertreffendes Kirchengebäude mit einem turmartigen Vorbau an seiner Westseite (heutige Sichtseite).

Zur Wiederherstellung des klösterlichen Lebens berief der Bischof den Benediktienermönch Gother aus Gent zum ersten Abt des neuen Klosters. Von nun an leben auch die Mönche von St. Matthias nach den Regeln des heiligen Benedikt.

Im Jahr 1035 konnte endlich das neue Gotteshaus, die sogenannte Egbert-Kirche fertiggestellt werden.  Die Besitzanspruche der Abtei an Höfen und Ländereien reichten mittlerweile von Lothringen bis an die Lahn.

Im Gegensatz zur Abtei St. Maximin, die als unabhängige Reichsabtei vor allem selbstständig schalten und walten durfte, war St. Eucharius den Trierer Erzbischöfen unterstellt.  Diese Unabhängigkeit vom Trierer Bischof und der große Grundbesitzt von Sankt Maximin hat den erzbischöflichen Neid schon damals erregt und der Abtei in den späteren Jahrhunderten oft Schwierigkeiten und Zerstörungen gebracht. Jedenfalls bestand ein Konkurrenzverhalten beider Abteien um den Ruhm des höheren Alters und der größeren Bedeutung. Das die ersten 3 Bischöfe Triers (Eucharius, Valerius und Maternus) in Sankt Eucharius begraben lagen spielte der Abtei dabei in die Karten und führte zu einer besonderen Förderung und Bevorzugung durch die Trierer Erzbischöfe.

Im 12. Jahrhundert wurde auch die Egbert-Kirche zu marode und musste um das Jahr 1127 wieder abgerissen werden.

Im Rahmen dieser Abrissarbeiten wurde unterhalb des Marienaltars der bleierne Sarg des Apostel Matthias wieder gefunden (Wie schon erwähnt hatten die Mönche das Grab während des Normannensturms des Jahres 882 vor den Wikingern verstecken müssen). Mit Bekanntwerden der Wiederauffindung des Apostelgrabes setzte ein bis heute lebendiger Pilgerstrom ein, der Menschen aus den verschiedensten Teilen Europas nach Trier zog.

(Abb.3) Grab des Apostel Matthias
(Abb.4) Bischof Egbert

Von der hohen Anzahl der Wallfahrer zeugt ein Bruderschaftsbuch mit 4670 Eintragungen von der Mitte des 12. Jahrhunderts bis zum Beginn des 13. Jahrhunderts. Mit dem Grab des Apostels Matthias besitzt die Abtei das einzige Apostelgrab nördlich der Alpen. Seit diesem Zeitpunkt nahm das Kloster im Volksmund den Namen St. Matthias anstelle von St. Eucharius an und ihr alter Name geriet mehr und mehr in Vergessenheit.

3. Kirchenbau

Die neu erbaute Abteikirche (zu diesem Zeitpunkt noch unvollendet) wurde im Jahr 1148 durch Papst Eugen III im Beisein von Bernhard v. Clairvaux und zahlreichen Kardinälen geweiht.  Erst im Jahr 1160 erfolgte die Fertigstellung der romanischen Abteikirche St. Matthias.

Ihr umfangreicher Grundbesitz an Land und Hof, und die daraus generierten Einnahmen bildeten die wirtschaftliche Grundlage für ein geistliches und kulturelles aufblühen des Klosters. Selbst abseits des Klosterkomplexes, vor allem in Dörfern an der Mosel hatte Sankt Matthias einige Hofhäuser und landwirtschaftliche Gutsgebäude (z.b.  Roscheider Hof). Ihre Klosterschule wuchs zur berühmteste des Erzstiftes Trier heran. 

(Abb.5) Grundriss Sankt Matthias Kirche

Eine fortwährend wachsende Bibliothek, eine reiche Ausstattung der Sakristei und eine beginnende literarische Tätigkeit zeichneten das Kloster damals aus. Zu jener Zeit entstand in St. Matthias das bekannte Historienwerk „Gesta Treverorum“ – die Taten der Trierer, dass bis heute ein wichtiges Studienobjekt für die deutsche Geschichte des Mittelalters darstellt.

(Abb.6) St. Matthias aus einer Zeichnung 1649

Ab dem Jahr 1500 wurden nochmal einige Restaurierungen durchgeführt bevor ein spätgotischer Umbau, in vorherrschend roter Farbe, mit aufgemalten Fugen und bunten Schlusssteinen folgte. Von 1512 bis 1514 wurden ein spätgotisches Sterngewölbe (noch heute erhalten), gotische Fenster, die Apsis und der östliche Teil der Krypta hinzugefügt (in dem ältesten Teil der Krypta liegen heute die Gräber der Heiligen Bischöfe). Gegen Mitte des 16. Jahrhunderts, nach den kriegsähnlichen Fehde-Unruhen Franz von Sickingens und des Markgrafen Albrecht Alcibiades ließ das wissenschaftliche Streben der Abtei nach und sie mussten sich größtenteils anderen Aufgaben widmen.

Lange Zeit blieb es ruhig um die kirchliche Bausubstanz bis im Jahr 1783 bei einem Brand das Dach und die Turmhelme vollkommen zerstört wurden. Mit ihrer neuen (klassizistischer) Bekrönung erhielt der Kirchturm und die beiden Chorflankentürme ihre von nun an charakteristische Gestalt. Zudem wurde der Innenraum aufwendig mit Holz und Marmor ausgestattet.

Seit jenem 18. Jahrhundert blühte auch in Trier der aus Frankreich einströmende Drang zur künstlerischen Gestaltung auf. Und aus dieser Zeit stammen auch die kunstvoll gestalteten brarocken Portalvorbauten am Kircheneingang. (Abb.11)

(Abb.7) St. Matthias gez. 1589

19. und 20. Jahrhundert

Mit Napoleon kam 1802 das endgültiger Aus und die Verstaatlichung der Benediktiner-Abtei (Säkularisierung).

Im Jahr 1803 wurde die neue Pfarrei St. Matthias gegründet. Aus der ehemaligen Abtei-Kirche wurde die neue Pfarrkirche und das bisherige Gasthaus des Klosters wurde zum  Pfarrhaus umgebaut. Das Areal mit dem Kirchenbau und dem Klostergebäude wurde aufgeteilt; einen Teil erhielt die neu gegründete Pfarrei Sankt Matthias, den anderen Teil, einschließlich des Kreuzgangs erwarb der Kaufmann von Nell zur Nutzung als Wohn- und landwirtschaftliche Gebäude (Von Nell schützte damit einige Klostergebäude vor dem Abriss).

Anfang 1840 wurden aufgrund der ständig wachsenden Pfarrgemeinde erneute Umbauarbeiten vorgenommen, denen sich in den Folgejahren einige Restaurierungsarbeiten anschlossen.

Im Jahr 1920 wurde die Kirche durch Papst Benedikt XV in den Status einer Basilika Minor erhoben und 2 Jahre später wieder als Benediktiner-Abtei geweiht. Mit ihrer Weihung kamen auch die Mönche wieder zurück in die Abtei.

1927 wurde der Kopf des heiligen Matthias (der vorübergehend im Dom aufbewahrt wurde) wieder nach St. Matthias übertragen und im Jahr 1933 der von der Familie Nell umgebaute Kreuzgang wiederhergestellt.

(Abb.8) Mönche in der Abtei 1935 (© Stadtarchiv Trier)
(Abb.9) Mönche in der Abtei 1935 (© Stadtarchiv Trier)
(Abb.10) Postkartenmotiv Sankt Matthias 1911 (© Stadtarchiv Trier)

Es folgten die Jahre des Krieges und des Wiederaufbaues. Die Kriegsschäden am Kirchenbau und den umliegenden Klostergebäuden hielten sich glücklicherweise in Grenzen und konnten vorerst notdürftig repariert werden. Ab 1958 mussten dann aber aufgrund akuter Einsturzgefahr weitläufige Restaurierungen, die bis ins Jahr 1967 anhielten durchgeführt werden.  In diesen Zeitraum fällt auch die Freilegung der römischen Grabkammern und den über 20 Mausoleen und Grüfte auf dem anliegenden Friedhof.

Heute bildet die Kirche mit dem markanten Westbau das Zentrum der gesamten Anlage. Sie ist eine dreischiffige Pfeilerbasilika mit turmbekröntem Westbau und 2 Chorflankentürmen. Das Mittelschiff ist von einem Netzgewölbe überspannt. (Abb.13)

In den Seitenschiffen sind noch die romanischen Kreuzgratgewölbe erhalten. Der Chor stellte einen erhöhten bühnenartigen Aufbau dar. Die 3-schiffige Krypta unter dem Chor setzt sich aus einem romanischen Westteil und einem spätgotischen Ostteil zusammen. An der Grenze zwischen beiden Abschnitten stehen die römischen Sandsteinsarkophage der Bischöfen Eucharius und Valerius. Die Giebelwand des südlichen Querarmes, mit der Eck-Quaderung in wechselnden roten und weißen Quadern und die beiden Fensterreihen übereinander, stammen noch aus dem von Erzbischof Egbert 979 begonnenen Kirchenbau.

(Abb.11)
(Abb.12)
(Abb.13)

Die Pfarrei und Abtei Sankt Matthias verfügt über zahlreiche Kunstschätze und Reliquien, die wichtigsten folgen:

- In der Kreuzkapelle des nördlichen Seitenturms bewahren Abtei und Pfarrei das berühmte Kreuzreliquiar aus dem Jahr 1220 auf; eine Staurothek in deren Zentrum sich ein goldenes und mit Edelsteinen bestücktes Kreuz befindet. Innerhalb dieses Kreuzes sollen sich Stücke des Holzkreuzes befinden, mit dem Jesus Christus gekreuzigt wurde.

- Das Grab mit den Gebeinen des heiligen Apostel Matthias befindet sich in einem Schrein unterhalb des Altars (östlich der Matthias-Figur) und ist das einzig Apostelgrab nördlich der Alpen.

- In der Gruft ruhen die ersten beiden Bischöfe Triers - Eucharius und Valerius. (Die Gebeine des dritten Bischofs Maternus wurden im Jahr 1037 in den Trierer Dom überführt. Seine kleine Grabkirche stand noch bis zum Jahr 1783 auf dem antiken Gräberfeld).

(Abb.14) Grab des Apostel Matthias
(Abb.15) Grab der beiden Bischöfe Eucharius und Valerius
(Abb.16) Albana Gruft mit Sarg der Witwe Albana

Die Marienkapelle auf dem Friedhofsgelände stammt aus einem Neubau des Jahres 1975. Sie ist eine Rekonstruktion der ursprünglichen Klosterkapelle aus dem Jahr 1253 (Abgerissen im Jahr 1809).

 

Das Pfarrhaus trägt an seiner Außenseite die schmiedeeiserne Buchstabenfolge N.T.A.S.N.   --    sie gibt Aufschluss über den Erbauer des Hauses    „Nikolaus Trinkler Abbass Santi Mathiae“  Erbauer des Hauses 1635.

Länge des Kirchengebäudes: 75m   Breite: 23m  /  Die Krypta ist 33m lang und etwa 8m breit.

Als Kirche übernimmt sie heute gleich 4 Funktionen:

-          Pfarrkirche der Pfarrei Sankt Matthias

-          Pilgerkirche mit Grab des Apostels Matthias

-          Grabkirche der ersten Bischöfe Eucharius und Valerius

-          Mönchskirche der Benediktinergemeinschaft

Leinwände ab 29,00 €

(Abb.17) Post- und Ansichtskarte 1920
(Abb.18) Gemälde Lothari, 1787
(Abb.19) Zeichnung von Wille ca. 1850

Quellenangabe:

Abb.1:  gemeinfreie* Bilddatei - Urheber: B. Werner - Wikimedia Commons - https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Trier_Sankt_Matthias_BW_1.JPG

Abb.2:  gemeinfreie* Bilddatei - Wikimedia Commons - https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Drakskepp2.PNG?uselang=de

Abb.3:  Wikimedia Commons - Urheber: Helge Klaus Rieder (Diese Datei wird unter der Creative-Commons-Lizenz „CC0 1.0 Verzicht auf das Copyright“ zur Verfügung gestellt) - https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Trier_St._Mathias_Grab_Matthias_Klein.jpg?uselang=de  (grafische Änderung: Hintergrund entfernt)

Abb.4:  gemeinfreie* Bilddatei - Wikimedia Commons - Stadtbibliothek-Trier - https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Codex_egberti_-_egbert.jpg?uselang=de

Abb.5:  Das Heilige Trier - Egid Beitz - Dr. Benno Filser Verlag, 1927  (kleinere grafische Veränderungen)

Abb.6:  Ausschnitt einer gemeinfreien Bilddatei (Ursprung: ca. 1649)

Abb.7:  gemeinfreie* Bilddatei - Wikimedia Commons - https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Matthias-1589.jpg?uselang=de

Abb.8,9,10,17:  Stadtarchiv Trier

Abb.11,12,13:  eigene Fotoaufnahmen

Abb.14: Wikimedia Commons - Urheber: Helge Klaus Rieder (Diese Datei wird unter der Creative-Commons-Lizenz „CC0 1.0 Verzicht auf das Copyright“ zur Verfügung gestellt) - https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Trier_St._Mathias_Grab_Matthias_Klein.jpg?uselang=de

Abb.15:  Wikimedia Commons - Urheber: Helge Klaus Rieder (Diese Datei wird unter der Creative-Commons-Lizenz „CC0 1.0 Verzicht auf das Copyright“ zur Verfügung gestellt) - https://commons.wikimedia.org/wiki/File:St.Matthias_Trier_Sarkophage_in_der_Krypta.jpg

Abb.16:  -

Abb.18:  Quelle: Trierische Geschichten von N. Haller u. P.Züscher (zweiter Teil) - Trier, 1906

Abb.19:  gemeinfreie* Bilddatei - Zeichnung A. von Wille - Stadtbibliothek Trier

 

* Dieses Bild ist gemeinfrei, denn
• das Werk wurde von seinem Rechteinhaber durch Verzicht auf das Urheberrecht als Public Domain nach amerikanischem Recht freigegeben, oder
• das Werk wurde unter einem solchen Nutzungsrecht zur Verfügung gestellt, dass es von jedermann frei benutzbar und veränderbar ist (§ 31 Abs. 1 UrhG), oder
• die Urheberrechtsschutzdauer ist abgelaufen, weil mindestens 70 Jahre - bei Fotos: 50 Jahre - seit dem Tod des Urhebers vergangen sind, oder
• eine Anwendung des Copyright kommt nicht in Frage, da eine bloße technische Reproduktion einer gemeinfreien Vorlage vorliegt oder das Werk über keine eigene Schöpfungshöhe verfügt

Weitere ausführliche Informationen gibt es in den Wikipedia-Artikeln Gemeinfreiheit und "Bildrechte".

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