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Salve Regina

150 Jahre Mariensäule

1866  -  8. Oktober  -  2016

 

Gedanken zu Geschichte und Bedeutung

der Mariensäule in Trier

Das 19. Jahrhundert war eine unruhige Zeit. Napoleon hatte Europa eine neue staatliche Ordnung aufgezwungen. Doch nach seinem Sturz 1814 und dem missglückten Comeback im  Frühjahr 1815 ging sein Stern mit der verlorenen Schlacht bei Waterloo am 18.06.1815 endgültig unter.  Europa atmete auf.

Der Wiener Kongress hatte die Landkarte Europas neu geschrieben und die Sieger, vor allem das Königreich Preußen, bei der Aufteilung der untergegangenen geistlichen Kurstaaten,  großzügig bedacht. Auch die Stadt Trier und das Trierer Land wurden Teil Preußens.  

Die neue Situation war nicht einfach. Obwohl die Kriege endlich vorbei waren, und die Menschen wieder einem geordneten zivilen Leben nachgehen konnten, stieß die neue, fremde Regierung auf wenig Gegenliebe. Auch dass sie die Jesuitenkirche dem mit den neuen Herren aus anderen Teilen Preußens nach Trier zugezogenen evangelischen  Bevölkerungsanteil überließ, fand bei der einheimischen Bevölkerung keinen Beifall.  Schließlich entschärfte sich die Lage dadurch, dass König Friedrich Wilhelm IV. die Konstantin-Basilika als evangelische Kirche herstellen ließ (1841-64, seit 1856 in Nutzung)  und die Jesuitenkirche dem Priesterseminar zurückgab.

Gehen wir in Gedanken in das Rom des Jahres 1854: Am 8.Dezember 1854 hatte Papst Pius IX. auf dem Petersplatz das Dogma von der Unbefleckten Empfängnis Marias verkündet, was der Marienverehrung nicht nur im Bistum Trier einen gewaltigen Aufschwung gab.  Das Dogma bringt die frühe Überzeugung der Kirche in Erinnerung,  dass die Mutter des Herrn ohne Erbsünde empfangen und von Gott vor jedem Schaden der Erbsünde bewahrt wurde.

Wenn wir im Ave Maria beten: „Gegrüßet seist du, Maria, voll der Gnade…“ dann ist genau das gemeint.  Gottes Gnade ist die Rettung, auch unsere persönliche Rettung, wie wir es im Heiligen Jahr der göttlichen Barmherzigkeit oft  gehört und bedacht haben.

Mit Freude hat die katholische Welt das Dogma aufgenommen. Im Jahre 1858 bekam es in den Herzen vieler Katholiken eine zusätzliche Bedeutung durch die Marienerscheinungen in Lourdes, in denen sich die „schöne Dame“ wie die hl. Bernadette die Erscheinung beschrieb, als die „unbefleckte Empfängnis“ vorstellte.

In der Stadt Trier bildete sich damals ein Bürgerkomitee, das es sich zur Aufgabe machte, der Muttergottes ein würdiges Denkmal in Trier zu setzen. Das Bauwerk wurde vollständig durch Konzerte, Kollekten, Lotterien und Spenden finanziert.

Man wählte als erhöhten, weithin sichtbaren Standort den Pulsberg aus, hoch über der Stadt gelegen. Die Steine für Fundament und Sockel kamen aus einer alten römischen Stadtmauer, sagt man. Die Formensprache der

turmartigen Säule entlehnte man der Gotik und krönte sie mit der sieben Meter hohen Marienstatue. Eine architektonisch  gelungene, fromme Demonstration des katholischen Glaubens und ein bleibender Impuls,  unsere Anhänglichkeit  an die Muttergottes und ihre Verehrung zu pflegen, da sie mit ihrem freien JA unserem Heiland Jesus Christus die Tür zur Welt öffnete.

Die Meister, die das Werk vollendeten, waren der Architekt Christian Wilhelm Schmidt und der Baumeister Joseph Weis. Die Trierer Bildhauerwerkstatt Rief schuf aus Bollendorfer Sandstein die Marienstatue nach einem Entwurf von Gottfried Renn.

Alle Welt konnte damals sehen, dass die Katholiken im Trierer Land  die Weihe an die Gottesmutter, 200 Jahre zuvor durch Erzbischof Karl Kaspar von der Leyen vollzogen, nicht ver-gessen hatten, sondern sie erneut bestätigten.    Am 08. Oktober 1866 weihte Bischof Leopold Peldram (1865-67) die Mariensäule ein.

Das ist nun alles schon 150 Jahre her. Die staatlichen, gesellschaftlichen und kirchlichen Verhältnisse in unserem Land haben sich seither grundlegend geändert. Deutschland lebt in Frieden mit allen seinen Nachbarn. Einigkeit und Recht und Freiheit sind die Koordinaten im Innern. Die Religionsfreiheit ist ein von der Verfassung garantiertes unveräußerliches Recht. Was für ein Segen!

Nicht geändert hat sich, dass auch wir heute Lebenden zur Mariensäule hinauf schauen und  uns mit der Mutter der Barmherzigkeit, die uns den Heiland geboren hat, verbinden. Allein schon sie zu sehen, tut gut, und ist ein beruhigender Impuls der Rückversicherung und des Trostes.    

Wenn wir tagsüber oder auch abends von der Stadt zur Mariensäule hinaufschauen, können wir  den Kranz der 12 Kugeln oder Sterne erkennen, oder doch wenigstens erahnen, der sich über der Statue Marias gegen den Himmel abhebt.

12 Sterne vor blauem Grund, das ist nicht nur ein schönes Bild, das ist auch ein Symbol. Die Flagge der Europäischen Union, wird gesagt, stehe für die Einheit Europas, für Freiheit und Solidarität unter den Staaten und Völkern Europas. Und die Zahl 12 sei die alte Zahl für Vollkommenheit und Frieden.

Mit Blick auf das Robert-Schuman-Haus, nördlich unterhalb der Mariensäule, das von einem der bekanntesten Gründerväter Europas seinen Namen hat, mag es erlaubt sein, ein wenig vom Motiv auf der Europafahne zu sprechen und von seiner Herkunft.

Das Motiv der Fahne der EU geht auf einen Vorschlag des belgischen Journalisten jüdischer Abstammung, Paul Lévy, zurück. Er hatte im Krieg das Gelübde abgelegt, er werde katholisch, wenn er den Nazi-Terror unbeschadet überleben würde. Nach dem Krieg wurde er katholisch. Und 1949 Direktor des Informations- und Pressedienstes im Europarat.   

Dort suchte man damals nach einem zugkräftigen Symbol, konnte sich aber lange nicht einigen. Die Sozialistischen Parteien lehnten eine Fahne unter Verwendung eines Kreuzes nach dem Vorbild der skandinavischen Staaten ab. Andere Vorschläge kamen mit anderen Begründungen nicht zu Zug.

Dann hatte Paul Lévy eine Idee. Er hatte den Sternenkranz über Marienstatuen gesehen, wie sie in vielen Städten stehen. Und machte den Vorschlag, die Europafahne mit 12 goldenen Sternen auf blauem Grund  zu gestalten, ohne zu sagen, wovon er inspiriert war. Der Vorschlag fand Zustimmung und wurde am 8.12.1955 vom Europarat mit großer Mehrheit angenommen.

Dass die Europafahne ausgerechnet von der Vision des Kampfes Satans gegen das Volk Gottes inspiriert ist, überrascht. Das 12. Kapitel der Offenbarung des Johannes spricht von dem großen Zeichen am Himmel, nämlich von einer schwangeren Frau, die, mit der Sonne bekleidet, den Mond zu ihren Füßen hat und einen Kranz mit 12 Sternen auf ihrem Haupt.

Dann wird von dem anderen Zeichen am Himmel gesprochen, dem roten Drachen, der das Kind verschlingen will. Der Erzengel Michael aber und seine Engel erheben sich und kämpfen gegen den Drachen, wie es im Westfenster der Liebfrauen-Basilika eindrucksvoll dargestellt ist, und besiegen ihn. Der Kampf wird für den Himmel entschieden, der Drache stürzt herab und verliert die angemaßte Herrschaft.

Gegen Ende des Kapitels 12 heißt es darum: „Jetzt ist er da, der rettende Sieg, die Macht und die Herrschaft unseres Gottes und seines Gesalbten“.

Was für eine heilbringende Botschaft! Maria bringt den Heiland zur Welt,  der Menschheit und Welt rettet. Die betende Mariengestalt will sozusagen vom makellosen Anfang und der Erwählung Marias erzählen, die 12 Sterne auf ihrem Haupt vom Auftrag, dem sich Maria stellt, da ihr freies JA dem Heiland der Welt die Tür öffnet.

Diese Botschaft sollte allen Christen Trost, Ansporn und Inspiration sein, für eine vom Evangelium geprägte Zivilisation der Liebe zu beten und zu arbeiten.

Am 13. Juli 1917 empfiehlt die Muttergottes in Fatima ein kleines Gebet, das uns dabei helfen kann:  

 

O mein Jesus, verzeih uns unsere Sünden. Bewahre uns vor dem Feuer der Hölle. Führe alle Seelen in den Himmel, besonders  jene, die deiner Barmherzigkeit  am meisten bedürfen. 

Text: Hans Wilhelm Ehlen

Quellenangabe:

 
Abb.2: (MS bei Nacht) ©Helmut - stock.adobe.com ID122959251 -
Abb.3: (MS mit Kreuz) ©RGMfotografie - stock.adobe.com  - ID203247943 -
Abb.4: eigene Fotoaufnahmen 02/2019
Abb.5: eigene Fotoaufnahmen 02/2019
Abb.6: gemeinfreie Bilddatei
 
 
* Dieses Bild ist gemeinfrei, denn

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